Samstag, 08.04.2023 / 21:39 Uhr

Iran: In Haft misshandeltem Rapper droht Todesstrafe

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Gastbeitrag von Redaktion Mena Watch

Bildquelle: Center for Human Rights in Iran

Dem Musiker, der an Anti-Regime-Protesten im Iran teilgenommen hat, wird trotz schwerer Verletzungen durch Folter jede medizinische Hilfe verwehrt.

 

Die Familie des von Sicherheitskräften inhaftierten iranischen Dissidenten Toomaj Salehi schlägt Alarm: Dem Rapper, der sich seit fast einem halben Jahr in einem Gefängnis in Isfahan in Einzelhaft befindet, wird jegliche medizinische Betreuung verweigert, nachdem er von den Schergen des Regimes schwer misshandelt wurde. Angeklagt wird der Musiker wegen »Kriegsführung gegen Gott« und »Korruption auf Erden« – Formulierungen, die alles abdecken, was den Mullahs nicht genehm ist und in vielen Anklagen gegen Regimegegner vorgebracht wird.

Salehi steht mit seinen kritischen Songs vor allem bei der Jugend hoch im Kurs, genießt aber auch bei der iranischen Exilgemeinschaft großes Ansehen. Umso mehr wird er von der klerikalen Führungsriege des Landes als Störfaktor und Gefahr angesehen.

Salehi, der sich in seinen Rap-Texten immer wieder gegen Korruption, Armut und staatliche Hinrichtungen im Iran ausgesprochen hat, wurde Ende Oktober verhaftet. Zuvor hatte er sich mit den Protesten gegen das Regime nach dem gewaltsamen Tod von Jina Mahsa Amini solidarisiert und Fotos und Videos von sich auf Demonstrationen verbreitet.

Multiple Misshandlungen

Laut einem in Deutschland lebenden Onkel wurden Salehi von seinen Peinigern schwere Verletzungen zugefügt. Durch Schläge auf den Kopf sei er zeitweilig erblindet gewesen und habe wochenlang nicht sprechen können, darüber hinaus seien ihm bei der Folter mehrere Finger und ein Bein gebrochen worden.

Salehis Anwalt sagt, er tue alles, was in seiner Macht stehe, um dem jungen Mann zu helfen, doch seien seine Möglichkeiten extrem beschränkt. Ein Prozesstermin stehe noch nicht fest, für die »Verbrechen«, die er in Form seiner Rap-Texte begangen habe, drohe Salehi die Todesstrafe. Ein in Frankreich lebender Cousin appelliert an das Ausland: »Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Toomajs Stimme in Medien auf der ganzen Welt gehört wird und sich westliche Politiker für seine Freilassung einsetzen.«