Samstag, 11.06.2022 / 23:15 Uhr

Iran: Proteste wegen Wassermangel

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Bildquelle: Iranfocus

Die neue Ausgabe von Zenith widmet sich der katastrophalen Wasserknappheit, die sich im Nahen Osten von jahr zu Jahr verschlimmert. Unter anderem berichtet sie aus der iranischen Provinz Khuzestan:

In Khuzistan sorgte die Wasserknappheit im Juli vergangenen Jahres für Protest. In etwa 700 Dörfern der Provinz versiegten die Wasserquellen damals komplett. Die Menschen gingen auf die Straße, vor allem in der Nacht, wenn es kühler ist und die Bauern sich vor den iranischen Sicherheitskräften in Sicherheit wähnen. Die Proteste blieben nicht auf die Provinz am Persischen Golf beschränkt. Solidaritätskundgebungen kamen bald auch aus der Hauptstadt Teheran sowie den Provinzen Lorestan, Ost-Aserbaidschan und Iranisch-Kurdistan.

Proteste sind keine Seltenheit mehr. Bereits Ende 2019 und Anfang 2020 entlud sich die Wut der iranischen Bürgerinnen und Bürger. Während des so genannten Blutnovembers gingen Menschen in allen Provinzen auf die Straßen – aus unterschiedlichen Motiven. Anlass waren damals unter anderem die steigenden Verbraucherpreise. Irans Sicherheitsbehörden schlugen die Proteste brutal nieder – Beobachter schätzen, dass damals hunderte Iranerinnern und Iraner getötet wurden. (...)

Es ist vor allem das schlechte Wassermanagement, das die Bürgerinnen und Bürger wütend macht. Die Regierung hat in ganz Khuzistan Dämme aus dem Boden gestampft – doch die Baupolitik ist geprägt von Fehlplanungen und Misswirtschaft. Manche Stauseen sind leer, weil die Regierung Wasser in andere Provinzen ableitet, um dort Felder zu bewässern. Und während Klimaanlagen auf Hochtouren laufen, erzeugen die Stauseen keinen Strom. (...)

Einer der für die Stromgewinnung aufgestaute Flüsse ist der Karun, der einzige schiffbare Wasserweg Irans. Seit Jahren sinkt sein Pegel, weil Wasser für die Landwirtschaft abgeleitet wird. Andere Seen und Flüsse sind bereits ausgetrocknet. Wenn in Flüssen noch Wasser fließt, ist es oft aufgrund der Erdölförderung verschmutzt. Viele Menschen sind für die Trinkwasserversorgung mittlerweile auf Lieferungen aus anderen Landesteilen angewiesen.

Wie schlimm es um die Lage im ganzen Land steht beschrieb Iranfocus schon 2019:

In Iran lakes, wetlands and forests are fast disappearings. The dirty air restricts the quality of life. Sandstorms occur; entire tracts of land become barren desert landscapes. The water shortage is due to both government mismanagement and climate change.

Water consumption in Iran is enormously high despite the shortage. The tight labor market offers farmers no alternatives. Illegal wells exacerbate the problem.

 

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Bildquelle: Iranfocus

 

Twelve out of 31 Iranian provinces are threatened with complete dehydration in a few years’ time. Ninety percent of the population is in areas of high or very high water stress, putting Iran at greater risk than any other country in the region of North Africa. So far the country-dwellers and rural areas have been seriously affected by the lack of water. In some regions, large parts of the fields or plantations have had to be abandoned. This year, the government banned the cultivation of water-intensive crops in some areas for the first time.