Samstag, 24.10.2020 / 12:13 Uhr

Bartsch gegen "falsche Scham": Steinmeierei von links

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Geht Steinmeierei von weiter links? Ja geht: Dietmar Bartsch scheint  ein fast noch perfekterer Sprechautomat, der jetzt schnell noch auf den fahrenden Zug der großen linken Selbstkritik aufspringt.

 

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Screenshot aus: Spiegel Online

 

Natürlich geschah all dies nicht etwa zu Beginn der so genannten Al Aqsa Intifada, nach 9/11 oder zu Zeiten des "irakischen Widerstandes", der damals von Syriens Präsident und dem Iran maßgeblich finanziert wurde.

Es geschah kurzum nicht, als man sich von Islamisten irgendwie versprach, dass sie die Fackel des antiimperialistischen Kampfes weitertragen.

Dass dies nicht (mehr) der Fall ist und der organisierte Islamismus weltweit in einer tiefen Krise steckt, die einen Frieden mit Israel machen, die anderen in wachsende Haushaltslöcher starren und Al Qaida und der IS auch nur noch Schatten ihrer selbst sind, dürfte sich inzwischen rumgesprochen haben.

Schon schreiben israelische Analysten wie Jonathan Spyer vom Ende der islamisch motivierten Terrorwelle, was nicht heißt, dass nicht weiter gemordet wird. Nur eben auf einem ganz anderen organisatorischen Niveau.

Kurzum, ein wenig erinnert das alles an 1989, als es mit dem Staatsozialismus sowjetischer Provenienz offenbar zu Ende ging und ganz plötzlich ganz viele wackere Linke, die bis dahin dem Ostblock die Treue hielten, die Verbrechen der Gulags entdeckten und dass es mit Meinungsfreiheit im Osten doch nicht allzu gut bestellt gewesen sei.

Die neue Bekenntnisfreudigkeit all dieser Leute taugt herzlich wenig und wer darin einen wie auch immer gearteten Erkenntnisprozess sieht, gibt sich, fürchte ich, einer Illusion hin.

Man muss gar nicht erst suchen, was der Bartsch so früher erzählt hat, nur sich ein paar der Floskelsätze laut vorlesen, die er so von sich gibt:

"Der Islam und Muslime gehören zu Deutschland und Europa. Islamismus hingegen steht für Fanatismus und Terrorismus. Das ist mit unseren demokratischen Werten nicht vereinbar und muss bekämpft werden. Wir können nicht so tun, als seien das alles Einzelfälle. Das sind strukturelle Probleme, und darauf müssen wir schnellstmöglich eine gesellschaftliche Antwort finden."

"Terror gegen Menschen ist mit nichts zu entschuldigen. Das ist eine menschliche, eine liberale und eben auch eine sozialistische Haltung."

"Wir dürfen jetzt aber nicht alles auf die Flüchtlinge schieben. Das machen die Rechten, und das ist schlicht Unsinn. Zur Erinnerung: Die schlimmsten antisemitischen Auswüchse gingen von Deutschen aus. Aber es gibt Antisemitismus und Islamismus auch bei Menschen, die neu ins Land gekommen sind. Das ist genauso wenig akzeptabel. Damit müssen wir uns auseinandersetzen, Dinge klar benennen und alles dafür tun, das zurückzudrängen. "

"Selbstverständlich muss ein Linker vieles an der aktuellen israelischen Politik kritisieren. Allerdings besteht dabei die Gefahr, in Antisemitismus zu verfallen."

Und spätestens beim letzten Satz müsste eigentlich alles klar sein.

PS: "Falsche Scham". Bislang kannte ich diesen Begriff nur im Zusammenhang mit Arztbesuchen. Im Zusammenhang etwa mit "Keine falsche Scham vor Geschlechtskrankeiten".