Freitag, 26.06.2020 / 10:53 Uhr

Deutsche Waffen ... in Libyen?

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Deutsche Rüstungsexporte florieren und eines der Hauptabnahmeländer unter den vielen, die im Nahen Osten beliefert werden, ist weiterhin die Türkei:

Die Türkei hat im vergangenen Jahr Kriegswaffen für 344,6 Millionen Euro aus Deutschland erhalten – mehr als ein Drittel der gesamten deutschen Kriegswaffenexporte. Das geht aus einem vom Wirtschaftsministerium als Verschlusssache eingestuften Dokument hervor, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Verwundert es da, wenn hin und wieder auch in Libyen entsprechende Produkte ankommen, Berliner Friedenskonferenz hin und her?

Am 24. Januar sticht in der türkischen Hafenstadt Mersin ein Schiff namens "Bana" in See. Das offizielle Ziel ist Genua. Die "Bana" soll dort Autos an Bord nehmen. Sie passiert planmäßig Zypern und Kreta. Doch plötzlich, am 27. Januar um 17:28 Uhr, sendet das Schiff ein letztes Positionssignal und verschwindet vom Radar. Die "Bana" bleibt zwei Tage lang verschollen. Als sie plötzlich wieder auftaucht, befindet sie sich 25 Kilometer vor der libyschen Hauptstadt Tripolis und setzt ihre Fahrt fort, als wäre nichts gewesen.

Doch was war geschehen? Das Signal wurde offenbar bewusst abgeschaltet, um einen Abstecher zu verheimlichen. Darauf deuten die Aussagen von Seemännern bei der Polizei in Genua hin. Das Schiff habe in Tripolis Waffen unter Aufsicht türkischer Soldaten abgeladen, erzählen sie den Ermittlern. Dies geht aus Vernehmungsprotokollen hervor, die Report München und dem "Stern" vorliegen. Der Inhalt ist auch für die deutsche Bundesregierung äußerst heikel, denn ein Seemann gibt zu Protokoll, er habe Mercedes-Militärfahrzeuge an Bord gesehen, die teils mit Kanonen und Radaranlagen bestückt gewesen seien.