Sonntag, 12.01.2020 / 08:35 Uhr

Iran: In Einigkeit hinter dem Regime?

Von
Thomas von der Osten-Sacken

 

Als nach der Tötung von General Soleimani das iranische Regime landesweit Trauerfeiern organisieren ließ, zu denen ganze Busladungen von Schülern und Staatsbediensteten gekarrt wurden, meldete der Sender ARTE: „Selten waren die Iraner so vereint wie in diesen Tagen“.

Dass es mit der Einheit von Volk und Führung, die so gerne von deutschen Medien und Nahostexperten beschworen wird, überall in der Region nicht (mehr) weit her ist, müsste sich eigentlich langsam herumgesprochen haben. Aber allzu oft scheint der Wunsch Vater des Gedanken.

Schon während der Trauefeier meldeten sich unzählige Iranerinnen und Iraner über soziale Medien zu Wort und warnten, man solle die inszenierten Bilder nicht für bare Münze nehmen.

Dann kam die Wahrheit über den Abschuss der ukrainischen Linienmaschine an Licht und kaum hatte das Regime zugeben müssen, das Flugzeug "unintentional" abgeschossen zu haben strömtren überall im Land erneut zehntausende auf die Straße um ihrem Unmut gegen das Regime erneut Ausdruck zu verliehen.

 

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Riot police fired teargas at thousands of Iranians who had taken to the streets late on Jan. 11 in the capital and other cities, many chanting "Death to the dictator", directing their anger at Iran's top authority, Supreme Leader Ali Khamenei.

Und dass nachdem erst vor kurzem bei kandesweiten Protesten über 1500 Menschen erschossen und mehr als 7000 inhaftiert wurden.

Hier eine Auswahl von Parolen, die vergangene Nacht auf Demonstrationen im Iran skandiert wurden:

"Unsere von den Revolutionsgarden kontrollierte Regierung - Ihr seid unserer Islamischer Staat (IS)"

"Tod den Lügnern"

"Unser Feind ist hier (im Iran), es ist eine Lüge, wenn es (das Regime) behauptet, unser Feind ist Amerika“

"Das Regime mordet und der Führer, Khamenei unterstützt"

 "Soleimani ist ein Mörder, und sein Chef (Khamenei) ebenfalls"

 „Sepah Pasdaran („Armee der Revolutionswächter“), Schande über euch. Verlasst den Iran!“

„Tod dem Diktator (Ali Khamenei)“

 "Khamenei, verlass unser Land"

 "Referendum, Referendum (über die Fortexistenz der Islamischen Republik)“

 „Kanonen – Panzer – Feuercracker, das Regime der Akhunda wird (dennoch) verschwinden“

 "Wir wollen die Armee nicht, wir wollen sie nicht"

„Diese ganzen Jahre an Verbrechen – nieder mit dem islamischen Regime“

 "Habt keine Angst, habt keine Angst, wir alle zusammen"

"Wir sterben nicht, um Kompromisse zu schließen & den mörderischen Führer zu preisen"

"Basij fürchtet euch, wir stehen alle zusammen"

Weit weniger radikal, aber doch erstaunlich bestimmt schlossen sich so genannte moderate Medien dem Protest an:

"Apologise and resign," Iran's moderate Etemad daily wrote in a banner headline on Jan. 12, saying the "people's demand" was for those responsible for mishandling the plane crisis to quit. (...)

Another moderate daily Jomhuri-ye Eslami, or Islamic Republic, wrote in an editorial: "Those who delayed publishing the reason behind the plane crash and damaged people's trust in the establishment should be dismissed or should resign."