Freitag, 08.11.2019 / 18:31 Uhr

Erdogan in Ungarn: Unter Freunden

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Muslime sind für Viktor Orban offenbar nur ein Problem, wenn sie als Flüchtlinge kommen. Zumindest mit dem türkischen Präsidenten verbindet ihn eine so tiefe Freundschaft, dass Ungarn sogar ein Veto eingelegt hatte, als die EU den türkischen Einmarsch in Nordostsyrien verurteilen wollte. 

Wenige Wochen und hunderttausende Flüchtlinge später bezeichnet ein hochrangiger US-Diplomat in einer harschen Kritik an Donald Trumps Entscheidung diesen Einmarsch sogar als ethnische Säuberung.

Die Türkei nämlich plant in dem Gebiet bis zu einer Millionen arabische syrische Flüchtlinge anzusiedeln. Auch wenn die UN schon erklärte, sie wolle diesen "Siedlungsplan" prüfen, dürfte er so ungefähr gegen alle geltenden Flüchtlings- und Menschenrechtskonventionen verstoßen. Trotzdem dürfte er für viele Europäer verlockend klingen. Schließlich kämen diese Flüchtlinge dann nicht in die EU.

Orban turnte schon mal vor und sagte Erdogan bei einem Treffen in Budapest seine volle Unterstützung zu:

Ungarn werde sich an Wiederaufbau-Projekten der Türkei in dem von ihr besetzten Teil Nordsyriens beteiligen, sagte Viktor Orban nach Gesprächen mit dem türkischen Staatschef in Budapest. "Die Türkei kann im Rahmen unserer Möglichkeiten mit unserer Unterstützung rechnen", erklärte der Ministerpräsident auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Recep Tayyip Erdogan. Der türkische Präsident habe ihm die Pläne für den Wiederaufbau in der "Sicherheitszone" gezeigt, sagte Orban und fügte dann lobend hinzu: "Da sollen neue Städte, neue Dörfer, Schulen, Krankenhäuser, Kirchen aufgebaut werden."