Mittwoch, 08.05.2019 / 09:26 Uhr

Bombardierung von Krankenhäusern dank UN Information

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Wie es um Völker- und Kriegsrecht, Menschenrechte und all das im Jahr 2019 steht?

In Idlib in Syrien hat die Offensive der syrischen Armee und ihrer russischen und iranischen Verbündeten begonnen. Wie immer werden zuvor gezielt zivile Ziele bombardiert. Assymetrische Kriegsführung findet hier seitens der Luftwaffe statt.

Bekanntermaßen gilt seit Jahrhunderten, genauer gesagt seit Ende des Dreißigjährigen Krieges, die Regel, dass Verwundete, Krankenhäuser und Sanitärer unbedingt zu schützen seien. Wer diese Regel mit Vorsatz verletzt, begeht, so einfacht ist das, ein Kriegsverbrechen.

Deshalb auch informiert die UN, deren Aufgabe dies ist, die Russen, wo sich in Idlib Krankenhäuser befinden. Die sind dankbar über die Information, denn damit haben sie die Koordinaten, um dort gezielt ihre Bomben abzuwerfen.

Das ist Barbarei in Reinform, und unterscheidet sich, wenn überhaupt, nur noch sehr graduell von Jihadisten unterscheidet, die Dächer von Krankenhäusern oder Kindergärten für Raketeabschüsse missbrauchen.

Immer, wenn das syrische Militär und die russische Luftwaffe eine Offensive auf Rebellengebiete in Syrien starten, trifft es zuerst die Krankenhäuser. So war es in Aleppo, so war es in Ost-Ghuta - und so ist es jetzt in Idlib. In den vergangenen zehn Tagen sind in der nordsyrischen Provinz zwölf Krankenhäuser und Gesundheitszentren bombardiert worden.

Diese Angriffe waren kein Versehen, sondern Vorsatz: Die Vereinten Nationen hatten die Koordinaten von mindestens fünf der attackierten Einrichtungen vorab an die Regierungen Russlands und Syriens übermittelt. Damit wollte die Uno eigentlich den Schutz der Krankenhäuser gewährleisten, schließlich sind Attacken auf zivile Hospitäler gemäß der Genfer Konventionen auch im Krieg verboten. Die Angreifer wussten also genau, was sie da bombardieren.

Lächerlich, da noch zu fragen, wo der Aufschrei bleibt. Geschichte wiederholt sich nur: Nach Aleppo und den Ghoutas ist nun eben Idlib dran. Fliehen kann von dort ja eh niemand mehr, die Grenzen sind dicht. Und über Völkerrecht und ähnliches mag man lieber in Europa gar nicht mehr sprechen, das waren Schönwetterslogans, die irgendwann mal, als es um wenig ging, gut klangen und keinen Preis hatten.