Mittwoch, 19.12.2018 / 21:16 Uhr

Syrien final den Wölfen zum Fraß vorwerfen

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Wenn ein Tweet von Trump besonders in die Geschichte eingehen wird, dann wohl dieses:

 

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Es kommt zusammen mit der Meldung, dass der US-Präsident einen Truppenabzug aus Nordostszrien angeordnet habe, just am Tag, als der Fall der letzten IS-Hochburg in Hajin bekannt gegeben wurde.

Die Gewinner wären: Assad, der Iran, Russland, der IS und die Türkei

Damit wäre der Weg frei für eine türkisch-russische Einigung, die das Schicksal des als Rojava bekannten Selbstverwaltungsgebietes besiegeln würde.

Auch der Iran hätte dann endgültig freie Hand in Syrien, die USA fielen endgültig als irgendwie relevanter Akteur weg und aus.

Und nicht nur das: Es wäre der zweite Verrat der USA an kurdischen Verbündeten. 1975 ließ Henry Kissinger die irakisch-kurdische KDP von einem Tag auf den anderen fallen.

Hat das den USA damals wenigstens etwas gebracht? Nein: Zwei Kriege gegen Saddam folgten, nachdem zwischenzeitlich mit Giftgas und äußerster Brutalität Irakisch-Kurdistan verwüstet wurde.

Die Verlierer dagegen: Die Kurden und Israel.

(Eines ist geblieben: Die tiefe Skepsis gegenüber den USA, die Massoud Barzani seitdem gegen die USA hegte). Und man mag über ihn sagen, was man will, an diesem Punkt scheint er leider Recht behalten zu haben.

Eine ganz ähnlich kurzsichtige, moralisch verwerfliche und strategisch dumme Entscheidung scheint heute im Weißen Haus gefällt worden zu sein. Die Konsequenzen, sollte es denn wirklich so sein, kann man sich ganz ohne Phantasie ausmalen. 

Die andere Lektion lautet: Verbünde Dich mit Russland und oder dem Iran, denn die stehen Dir treu zur Seite.

Und auch in Washington wissen die, die es besser wissen, was ein solcher Abzug bedeuten würde. Aber offenbar hört der Präsident lieber auf seine Amtskollegen in Ankara und Moskau als auf solche Stimmen:

"A full withdrawal from Syria would be a reversal for the Trump administration that as recently as Monday was talking about the need to remain in the country until the “enduring” defeat of the terrorist group.

“We’re well on our way to seeing that happen, the problem is ISIS will come back if the underlying conditions are receptive to that kind of ideological movement,” the State Department’s special envoy for Syria, James Jeffrey, said at the Atlantic Council.

National security advisor John Bolton also pledged in September that U.S. forces would stay in Syria until Iran withdraws all its forces."

Und:

"In a series of meetings and conference calls over the past several days, Defense Secretary Jim Mattis and other senior national security officials have tried to dissuade Mr. Trump froma wholesale troop withdrawal, arguing that such a significant national security policy shift would essentially cede foreign influence in Syria to Russia and Iran at a time when American policy calls for challenging both countries.

Abandoning the American-backed Kurdish allies, Pentagon officials have argued, will hamper future efforts by the United States to gain the trust of local fighters, from Afghanistan to Yemen to Somalia." 

Man kann die Entscheidung auch kurz zusammenfassen und Gewinner und Verlierer nennen, wie die Washington Post es tut.

Die Gewinner wären: Assad, der Iran, Russland, der IS und die Türkei

Die Verlierer dagegen: Die Kurden und Israel.

Und außerdem alle, die irgendwie irgendwann im Nahen Osten mal geglaubt hatten oder haben, die USA oder der Westen stünden ihnen in ihrem Kampf gegen Unterdrückung, Despotie und für etwas mehr Freiheit zur Seite. Die syrischen Rebellen in Dera und anderswo haben die Lektion vor einigen Monaten lernen müssen, nun sind offenbar die Menschen in Rojava dran.

Die andere Lektion lautet: Verbünde Dich mit Russland und oder dem Iran, denn die stehen Dir treu zur Seite.