Sonntag, 23.12.2018 / 11:27 Uhr

'Albtraum für Israel'

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Für die NZZ fasst Ulrich Schmid israelische Reaktionen auf den angekündigten Truppenabzug der US-Truppen zusammen:

Die israelischen Medien sprechen von einem Albtraum für das Land, von einem Schlag ins Gesicht und davon, dass die «Flucht Trumps aus Syrien» die Machtbalance in der Region auf lange Sicht zerstören werde. Der Fernsehkanal 10 berichtete, Netanyahu habe vergeblich versucht, Trump von seinem Vorhaben abzubringen. In seinem Kabinett betrachte man den Rückzug als «Sieg» für Asad, Russland, Iran und den Hizbullah. Das mag übertrieben sein. Doch Tatsache ist, dass Trump, der Halbgott der Rechten, Israel im Stich lässt. Netanyahu muss ab sofort selber sehen, wie er mit der iranischen Aggression in der Levante fertig wird, und dies ausgerechnet zu einer Zeit, da der Hizbullah mit seinen Tunnel an der libanesischen Grenze deutlich signalisiert, dass man nun, wo sich der syrische Krieg dem Ende zuneigt, Israel wieder als primäres Angriffsziel betrachtet.

Die israelische Opposition liest Trumps Entscheid selbstredend als schwere Niederlage Netanyahus. Merav Michaeli, eine der führenden Politikerinnen der Zionistischen Union, sagte, der Rückzug sei eine der schwersten Niederlagen Netanyahus. Nun sei Israel an der Nordfront Russland und Iran ausgeliefert. Was am schlimmsten sei: «Netanyahu hat nicht einmal genug Manövrierraum, um eine Kampagne gegen Trump aufzuziehen.» Keine Spur gnädiger war Tzipi Livni, die Oppositionsführerin. Dass Trump seinen Schritt mit dem angeblichen Sieg über den IS begründe und mit keinem Wort auf die iranische Festsetzung in Syrien eingehe, sei extrem gefährlich für Israel. Diese politische Niederlage gehe eindeutig auf das Konto Netanyahus. Yair Lapid, Chef der Partei Yesh Atid, sprach von einem Versagen der israelischen Aussenpolitik, das den Einfluss Irans in der Region erhöhen werde. Das aber schwäche Israels Verhandlungsposition gegenüber der russischen Regierung.