Montag, 02.07.2018 / 13:17 Uhr

Der Koran ist nur ein Stapel Papier

Von
Amed Sherwan

„Ist der Koran schuld?“ – „Was steht dazu im Koran?“ – „Du deutest den Koran ganz falsch!“

Als Ex-Muslim werde ich sehr oft gefragt, was ich vom Koran halte. Und noch öfter wird mir vorgeworfen, dass ich den Koran nicht richtig lese. Aber ehrlich gesagt geht mir der Koran so ziemlich am Arsch vorbei.

Die ersten islamkritischen Texte, die ich gelesen habe, haben sich immer auf den Koran bezogen und erläutert, wie die Vorschriften im Islam zum Beispiel zu Gewalt gegen Ungläubige und der Unterdrückung von Frauen führen. Deshalb ist es mir anfangs auch sehr wichtig gewesen, anhand des Korans zu beweisen, was am Islam falsch ist.

Gefährlich ist nicht der Koran, sondern wie damit umgegangen wird.

Aber inzwischen sehe ich das anders. Der Koran ist nur ein Buch, das sich irgendwann mal einige Leute zusammengereimt haben. Er besteht aus historischen Texten und beschreibt die Werte der Zeit, in der diese geschrieben worden sind. Man kann den Inhalt gut oder schlecht finden. Aber man  wird im weder einen Beweis dafür finden, dass der reale Islam gut ist noch böse.

Denn wahrscheinlich kann man selbst mit dem friedlichsten Buch schreckliche Dinge rechtfertigen und mit dem grausamsten Buch auch für gute Taten werben. Gefährlich ist nicht der Koran, sondern wie damit umgegangen wird. Das Problem ist der Glaube daran, dass der Koran das Wort Allahs und damit die ultimative Wahrheit enthält.

Genau wie die meisten anderen Muslime habe ich den Koran nie wirklich intensiv gelesen. Ich bin zwar regelmäßig in die Moschee gegangen und kenne viele Suren und natürlich haben meine Eltern und Lehrer Lebensregeln oft mit dem Koran begründet. Sehr oft waren es auch die Hadithe, aus denen die Vorgaben interpretiert wurden. Aber aus den meisten Texten hätte man sehr oft auch was ganz anderes lesen können.

Aber der Koran wird eben nicht als irgendein mehr oder weniger schlaues und sehr unterschiedlich interpretierbares Buch betrachtet, sondern als eine heilige Schrift. Man glaubt an eine höhere Instanz, die sich in Büchern offenbaren und einen belohnen oder strafen kann. Und ich hatte furchtbare Angst vor der Bestrafung. Selbst als ich anfing, mich kritisch mit dem Islam auseinanderzusetzen, hatte ich noch Angst.

Islamkritiker, die sich ständig mit dem Koran beschäftigen, nehmen den Koran fast genau so ernst wie fundamentalistische Muslime.

Mein Glaube war so stark, dass ich ihn anfangs nicht wirklich verloren, sondern eher gegen ihn rebelliert habe, nach dem Motto: „Allah, du kannst mich mal und in deinem Buch steht Quatsch.“ So wie ein Kind gegen die Eltern rebelliert, aber immer Angst hat, dass die Strafe kommt. Richtig befreit habe ich mich davon erst, als ich ein Jahr nach meinen ersten Zweifeln tatsächlich heimlich den Koran verbrannt und erkannt habe: „Allah gibt es nicht und der Koran ist nur ein Stapel Papier, der nicht besonders gut brennt.“

Islamkritiker, die sich ständig mit dem Koran beschäftigen, nehmen den Koran fast genau so ernst wie fundamentalistische Muslime. Mir macht ein Stapel Papier keine Angst mehr, der real praktizierte Glaube oftmals aber schon. Mir nutzt es nämlich nichts, dass der Koran gar keine Strafe für den Abfall vom Islam vorschreibt, solange es noch Muslime gibt, die glauben, dass der Prophet Mohammed dafür die Todesstrafe gefordert hat.  

Die öffentliche Verkündung des Abfalls vom Islam wird nach der Scharia mit dem Tode bestraft. Und darum leben Ex-Muslime gefährlich – völlig unabhängig davon, was im Koran dazu steht.