Dienstag, 20.06.2017 / 11:23 Uhr

Iftar mit dem "irakischen Rambo"

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Bild entfernt.Der Offizier der schiitischen Imam-Ali Brigaden im Irak, Ayyoub Faleh al-Rubaie, nennt sich selbst Abu Azrael und ist als „irakischer Rambo“ bekannt, der berühmt wurde, als er 2015 erklärte, er würde die Jihadisten des Islamischen Staates zu Mehl verarbeiten. Über seinen Werdegang schreibt die Seite watson.ch:

„Seine ersten Kampferfahrungen sammelte er im Aufstand gegen die amerikanischen Besatzer, die heute den gemeinsamen Gegner IS aus der Luft angreifen. Ausgebildet wurde er laut eigenen Angaben von der Hisbollah im Libanon sowie im benachbarten Iran, das seine Miliz finanziert und vermutlich auch befehligt. (…) Aus seinen Sympathien für den Iran macht Abu Azrael keinen Hehl. In seinem einfach eingerichteten Wohnzimmer fallen zwei Fotos des iranischen Revolutionsführers Ajatollah Chomeini auf. Eines davon küsste er vor laufender Kamera. ‚Wenn der Imam uns befiehlt, Richtung Saudiarabien und Mekka zu marschieren, dann werden wir das tun. Ich verlange nur, als Märtyrer zu sterben‘, sagt er.“

Ob er, wie es in fast mythologischer Heldenverehrung heißt, eigenhändig 1500 ISIS-Kämpfer getötet hat, wird wohl nie nachgeprüft werden können. Dass es für ihn kein Pardon gibt, gehört dagegen zu dem von ihm liebevoll gepflegten Image. So kursieren Videos von ihm  in denen er IS-Kämpfer röstet und vor laufender Kamera mit seinem Säbel, den er immer bei sich trägt, zerstückelt. Der Imam-Ali Brigade, der er angehört, werden, etwa von Human Rights Watch, unzählige Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen, die sie an sunnitischen Zivilisten begangen haben soll.

Kurzum, Abu Azrael mag für viele Schiiten im Irak ein Held sein, ob man ihm deshalb unbedingt  die Hand schütteln möchte, ist eine ganz andere Frage. Immerhin feiert dieser Mann, dass er aufs Völker- und Kriegsrecht nichts gibt und gehört zu einer Truppe, die auch sonst nicht viel Federlesen macht. Zudem untersteht sie de facto iranischem Befehl und ist ganz sicher kein Akteur, die viel zum „friedlichen Zusammenleben der Volksgruppen im Irak“ beitragen dürfte. Und letzteres ist – zumindest auf dem Papier – das Ziel der EU-Mission in Bagdad:

“The EU firmly supports Iraqi efforts to preserve the unity, sovereignty and integrity of the country and to achieve peace and security through lasting and inclusive political governance, national reconciliation, and to make progress towards a better future for all Iraqis.”

Vertreter dieser EU nun luden kürzlich ausgerechnet Abu Azrael zum gemeinsamen Fastenbrechen ein und ließen sich dabei auch noch ablichten:

Bild entfernt.

Bei den Damen und Herren, die hier Seite an Seite mit Abu Azrael dinieren, handelt es sich auch noch um Mitarbeiter von ECHO, der EU-Agentur für „Civil Protection and Humanitarian Aid Operations“. Worüber sie sich wohl unterhalten haben mögen, bei diesem kultursensiblen Dialog?

Beitrag zuerst erschienen auf Mena-Watch.