Dienstag, 04.04.2017 / 23:03 Uhr

Aus der 'Achse des Widerstands'

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Ramsan Kadyrow, der Präsident Tschetscheniens, ist ein enger Vertrauter des russischen Präsidenten und gilt als sein Mann fürs Grobe. In Tschetschenien herrscht er mit harter Hand, zugleich achtet er darauf, dass islamische Werte hochgehalten werden: So organisierte Kadyrow 2015 etwa eine riesige Demonstration gegen das französische Satiremagazin Charlie Hebdo:

„Unter Allahu-akbar-Rufen (Gott ist groß) zogen sie vor die große Moschee in der Hauptstadt Grosny. Dort rief der Kreml-treue Präsident Ramsan Kadyrow: ‚Dies ist eine Kundgebung gegen diejenigen, die die islamische Religion beleidigen.‚‘“

Seine Bewunderung für Putin – „Lang leber unser nationaler Führer Vladimir Putin! Allah-u Akbar!” – hält Kadyrow keineswegs davon ab in Tschetschenien die Scharia umzusetzen und etwa so genannte Ehrtötungen öffentlich gut zu heißen:

„Ramzan Kadyrov sagte, die Frauen, deren Leichen am Straßenrand abgeworfen worden waren, seien ‚liederlich’ gewesen und zu Recht von männlichen Verwandten um der Familienehre willen getötet worden. ‚Wenn sich eine Frau herumtreibt und ein Mann leistet ihr dabei Gesellschaft, werden beide getötet’, erklärte Kadyrov Journalisten in der Hauptstadt der russischen Republik Tschetschenien.“

Brutal geht es zu in Tschetschenien und jeder, der im Verdacht steht ein Opponent des Kadyrow-Regimes zu sein, muss um sein Leben fürchten. Entsprechend viele Menschen fliehen aus dem Land und suchen im Westen um Asyl an.

Kein Wunder also, dass da auch um die Lage von Homosexuellen schlecht bestellt ist, so schlecht eben wie in allen Ländern, in denen die Scharia als Grundlage der Gesetzgebung gilt. Erst kürzlich veröffentlichte eine oppositionelle russische Zeitung einen Bericht, dass homosexuelle Männer in Tschetschenien systematisch verfolgt und sogar ermordet werden:

„Unter Berufung auf eine russische Zeitung meldete die New York Times am Samstag, dass mehr als 100 Schwule von den Behörden in Tschetschenien festgenommen und mindestens drei getötet worden sind. Der verstörende Bericht der Novaya Gazeta, der sich auf Quellen in Regierungs- und Polizeikreisen beruft, folgt einer Woche voller Gerüchte, dass Schwule unter mysteriösen Umständen von den Straßen der russischen Republik verschwinden, so die Times.

Der Novaya Gazeta zufolge sind Dutzende Männer zwischen 16 und 50 ‚im Zusammenhang mit ihrer nichttraditionellen sexuellen Orientierung oder wegen des Verdachts einer solchen’ festgenommen worden. Der Bericht machte die örtlichen Behörden für die Festnahme der Männer verantwortlich und nannte drei Personen, die ermordet worden seien. Es wird davon ausgegangen, dass die tatsächliche Zahl der Todesopfer höher sein könnte.“

Auf den Bericht angesprochen reagierten tschetschenische Offizielle empört: Nein, in ihrem Land gäbe es so etwas wie Homsexuaalität gar nicht und wenn, dann würden sich schon die Familien darum kümmern, erklärte Ali Karimov, ein Sprecher der Regierung:„Wenn es solche Menschen in Tschetschenien gäbe, bräuchten sich die Strafverfolgungsbehörden nicht um sie zu kümmern, denn ihre Verwandten hätten sie dorthin befördert, von wo es keine Rückkehr gibt.“

Damit geht die tschetschenische Regierung noch einen Schritt weiter als der vormalige iranische Präsident Mahmoud Ahmedinejad, der ja vor Jahren schon  leugnete, dass es im Iran Homosexualität gäbe.

Wie gut passt es da, dass beide Länder in Syrien enge militärische Verbündete sind: Auch tschetschenische Polizei- und Sicherheitskräfte gehören nämlich zu den „Befreiern Aleppos“ und kämpfen Seite an Seite mit iranischen Einheiten, der Hizbollah, schiitischen Milizionären und russischen Truppen für das Überleben des Assad-Regimes. Nachdem Ostaleppo im vergangenen Dezember mit äußerster Brutalität zurückerobert wurde, sind dort russischen Angaben zufolge vierhundert tschetschenische Soldaten und Militärpolizisten stationiert:

„Das Oberhaupt der russischen tschetschenischen Republik Ramzan Kadyrov gab bekannt, dass rund 400 Soldaten aus Tschetschenien an der Polizei- und Strafverfolgungsarbeit in Aleppo beteiligt sind und dort beim Wiederaufbau helfen. Kadyrov ließ am 23. Januar über sein Instagramkonto wissen, ein russischer Abgeordneter aus Tschetschenien und der tschetschenische Mufti hätten Syrien besucht und die Tschetschenen getroffen, die dort in der Militärpolizei dienen.“

So nämlich sehen aus, die Verbündeten im Kampf gegen den islamischen Terrorismus, wie Moskau, Teheran und Damaskus ihren Krieg in Syrien zu nennen pfelgen. Mit Kadyrow und dem Generalsekretär der libanesischen Hizbollah, Hassan Nasrallah lässt sich Islamismus sicher ganz effektiv bekämpfen. Aber noch immer gibt es genügend Menschen auch im Westen, die ernsthaft glauben, es ginge der russischen Regierung, dem Regime in Teheran und Assad wirklich um solch ein hehres Ziel und in Syrien werde der Säkularismus verteidigt.

Beitrag zuerst erschienen bei Mena-Watch