Homestory #41/2025
Zum zweiten Jahrestag des Massakers vom 7. Oktober trieb und treibt der Antisemitismus weltweit böse Blüten, so auch in Berlin. Vergangene Woche haben wir diesen Zuständen die Thema-Seiten gewidmet, seither geht es im Stakkato weiter.
Die antisemitischen Drohungen gegen die Schankwirtschaft »Bajszel«, die Berliner Stammkneipe der Redaktion, haben ein neues Ausmaß erreicht. Ein Flyer zirkuliert im Stadtteil Neukölln, der als Mordaufruf gegen die Betreiber, die darauf mit Namen und Foto abgebildet sind, verstanden werden muss. Die Überschrift »Make Zionists Afraid« und rote Hamas-Dreiecke erinnern dabei an die Plakate, die kurz nach dem Doppelmord in Washington, D.C., Ende Mai an dem israelischen Botschafter-Paar Yaron Lischinsky und Sarah Milgrim in Berlin aufgetaucht waren.
Zwei Jahre nach den Angriffen vom 7. Oktober verflüchtigt sich die Zurückhaltung, die sich manche »Linke« einmal auferlegt hatten.
Zwei Jahre nach den Angriffen vom 7. Oktober verflüchtigt sich die Zurückhaltung, die sich manche »Linke« einmal auferlegt hatten. Von Beginn an aber ganz vorn mit dabei war die Berliner Alliance of Internationalist Feminists, die eine der 8.-März-Demos organisiert. Spätestens seit dem Hamas-Massaker hat diese Gruppe immer weniger mit Feminismus am Hut und widmet ihre Liebe für unterdrückte Volksschaften nun exklusiv »Palästina«. Für den 7. Oktober rief sie zu einer Demonstration unter dem Motto »Generation für Generation. Bis zur vollständigen Befreiung« auf und feierte in dem gruseligen Aufruftext das Hamas-Pogrom als »Leuchtfeuer der revolutionären Hoffnung«.
Auch die Erinnerung daran, was das Massaker auf dem Nova-Festival tatsächlich war: Mord, Folter, Vergewaltigung und Geiselnahme, muss ausradiert werden: Nachdem das englischsprachige Berliner Stadtmagazin The Berliner (früher Exberliner) eine Werbeanzeige für die Wanderausstellung zum Gedenken an das Massaker auf dem Festival abgedruckt hatte (sie kann seit dem 7. Oktober im ehemaligen Flughafengebäude auf dem Tempelhofer Feld besucht werden), traten Mitarbeiter des Magazins in den Streik.
Wo sind die Streikbrecher, wenn man sie mal braucht? Dass man so etwas fragen muss, schmerzt die gewerkschaftsnahe Redaktion Ihrer Lieblingszeitung, die einst selbst als Streikzeitung begann, ganz besonders.