Jungle+ Artikel 09.10.2025
Wie eine Ausstellung über die Expressionistin Irma Stern die Künstlerin antirassistisch delegitimiert

Der Theoriemode geopfert

Die jüdische Malerin Irma Stern war eine wichtige Vertreterin des Expressionismus. In ihrer Heimat Südafrika ist sie weitaus bekannter als in Deutschland, dem Geburtsort ihrer Eltern, wo sie zeitweise lebte. Eine Ausstellung in Berlin widmet sich Stern nun unter identitätspolitischen Vorzeichen und verschleiert und verzerrt die Bio­graphie der Künstlerin.

Die Rezeption könnte kaum unterschiedlicher sein: Die 1894 geborene und 1966 gestorbene expressionistische Malerin Irma Stern gilt in Südafrika, wo sie die meiste Zeit ihres Lebens verbrachte, als Wegbereiterin der Moderne, ihr ehemaliges Haus beherbergt heute ein ihr gewidmetes Museum. In Deutschland hingegen, aus dem ihre jüdischen Eltern stammten und wo sie als Kind lebte und später auch studierte, ist sie so gut wie vergessen.

Das Brücke-Museum in Berlin widmet Stern derzeit die erste Ausstellung in Deutschland seit 1996. Vor allem ihre Porträts schwarzer Menschen fordern rassistische Stereotype heraus, fangen diese doch die Würde der Abgebildeten ein – ein Affront während der ab 1948 implementierten Apartheid, der auch als solcher wahrgenommen und kunstgeschichtlich herausgestellt wurde. In den nun in Berlin gezeigten Werken – rund 40 Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen – kann das en detail nachvollzogen werden, besonders bei »Maid in Uniform« von 1955, dem Porträt einer Hausangestellten, deren Blick sich demonstrativ vom Betrachter abwendet.

Anstatt in den Bildern Irma Sterns nach Widerspenstigem zu suchen, vergeudet sich die Ausstellung in antirassistischer Attitüde.

Noch kein Abonnement?

Um diesen Inhalt zu lesen, wird ein Online-Abo benötigt::