»Wer Geld, Waffen und Macht hat, bekommt mehr«
Sie haben vor einigen Wochen begonnen, die israelische Öffentlichkeit zu warnen, dass im Gaza-Streifen Hunger herrsche oder kurz bevorstehe. Wie sind Sie zu dieser Erkenntnis gelangt?
Als Wirtschaftshistoriker bin ich mit der Literatur zur Wirtschaftsgeschichte von Hungersnöten gut vertraut. Als wir vor etwa vier Wochen Berichte hörten, dass die Lebensmittelknappheit in Gaza akut werde, wiesen viele Israelis das als Propaganda oder Alarmismus zurück. Seit Beginn des Kriegs haben internationale Organisationen, die Hamas und Palästinenservertreter ständig vor einer Hungersnot gewarnt oder sogar behauptet, dass sie bereits eingetreten sei. Das hat sich immer wieder als inkorrekt erwiesen.
Doch dann sah ich glaubwürdige Berichte, zum Beispiel ein Interview mit einem Mann, der fließend Hebräisch sprach und sicher kein Hamas-Anhänger war. Er berichtete, dass die Preise für ein Kilo Mehl zwischen 100 und 200 Schekel lägen – umgerechnet zwischen 25 und 50 Euro.
»Es gibt eine Arbeit, die gezeigt hat, wie die UN teils irreführende oder sogar falsche Daten veröffentlichte und diese später stillschweigend korrigierte. In Bezug auf die grundlegende Kalorienversorgung kam in dieser Zeit ganz klar genug in den Gaza-Streifen.«
Im Vergleich zu Friedenszeiten entspricht das einer Preissteigerung um das 50- bis 100fache. Das übliche Einkommen eines Haushalts in Gaza liegt, wenn er überhaupt eines hat, zwischen 1.000 und 2.000 Schekel monatlich. Damit konnte man also den Grundbedarf an Kalorien nur für wenige Tage bezahlen. Es gibt zwar Hilfsorganisationen, vor allem das Welternährungsprogramm, die den Bedürftigsten kostenlos Lebensmittel bereitstellen. Dennoch war dieses extreme Preisniveau ein deutliches Signal: Die Menschen sind verzweifelt auf der Suche nach Kalorien.
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