Kein Halten mehr
Zum zehnten Jahrestag des Beginns ziviler Seenotrettung im Mittelmeer gaben Ende Juni in Berlin 14 NGOs eine gemeinsame Pressekonferenz, unter ihnen Sea Watch und SOS Humanity. Sie schauten zurück auf die vergangenen Jahre, in denen sie nach eigenen Angaben rund 175.000 Menschen gerettet hatten, sprachen über die Repression, beschlagnahmte Schiffe, Strafverfahren, Schikanen.
Doch dabei sollte es nicht bleiben, schließlich sind auch in diesem Jahr schon über 750 Menschen im Mittelmeer ertrunken oder werden vermisst; seit 2014 waren es der Internationalen Organisation für Migration zufolge mehr als 32.200 Menschen. Also legte die NGO-Allianz auch ein Konzept für eine staatliche EU-Rettungsmission im Mittelmeer vor. Diese soll endlich ermöglichen, was seit Beginn ihrer Arbeit das erklärte Ziel der privaten Retter ist: sich überflüssig zu machen, weil die Staaten ihrer Verpflichtung nachkommen, niemanden im Meer ertrinken zu lassen.
In diesem Jahr sind bereits über 750 Menschen im Mittelmeer ertrunken oder werden vermisst; seit 2014 waren es der Internationalen Organisation für Migration zufolge mehr als 32.200 Menschen.
»Mare Solidale« nannten sie das Konzept, das mit »schätzungsweise 240 Millionen Euro jährlich« zu Buche schlagen würde. »Dies wäre ein Bruchteil des EU-Budgets, könnte jedoch die Zahl der Todesfälle erheblich reduzieren und eine würdevolle Behandlung für Schutzsuchende sicherstellen«, so das Bündnis der NGOs.
Es braucht wohl solche Vorstöße, um sich von der politischen Lage nicht restlos frustrieren zu lassen. Doch die Aussichten, damit bei den EU-Regierungen Gehör zu finden, waren wohl noch nie so schlecht wie derzeit. Spätestens seit dem Regierungswechsel in Deutschland ist klar: Beim Kampf gegen die Geflüchteten gibt es kaum noch Tabus. Auch für die Seenotretter werden die Zeiten da härter.
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