27.02.2025
Rambo Zambo im Adenauer-Haus

Homestory #09/2025

Im Vergleich zum Show-Charakter, der Wahlen in den USA eigen ist, fiel der Wahlabend in Deutschland eher trocken, fast könnte man sagen seriös aus. Keine Säbel, keine Motorsägen, keine Tanzdarbietungen des Spitzenpersonals, der Gipfel der Ekstase war – wenn man von der AfD absieht – schon mit Friedrich Merz’ großzügiger Genehmigung »Jetzt darf auch mal Rambo Zambo im Adenauer-Haus sein« erreicht – verbunden mit der Anweisung: »Und ab morgen früh wird gearbeitet.« Nein, gar zu viel Spaß ist unter dem wohl nicht mehr zu vermeidenden Kanzler aus dem Sauerland nicht zu erwarten.

Uns muss natürlich niemand eigens sagen, dass wir am Montag arbeiten müssen. Was nicht schwerer fiel als sonst, denn Anlass für »Rambo Zambo« gab es ja eher für Rechte und extrem Rechte. Allerdings können auch Redakteur:innen Ihrer Lieblingszeitung der Wahl positive Seiten abgewinnen: »Lindner zieht sich aus der Politik zurück und das BSW hat es nicht in den Bundestag geschafft.«

Der Gipfel der Ekstase war – wenn man von der AfD absieht – schon mit Friedrich Merz’ großzügiger Genehmigung »Jetzt darf auch mal Rambo Zambo im Adenauer-Haus sein« erreicht – verbunden mit der Anweisung: »Und ab morgen früh wird gearbeitet.«

Dem stehen leider die Erfolge der AfD gegenüber, die dieses Mal auch in zwei westdeutschen Wahlkreisen zweitstimmenstärkste Partei geworden ist. Das verfolgt einen Redakteur, der in einem Ort aufgewachsen ist, wo derlei ebenfalls passieren könnte, bis in den Schlaf: »Mir ist wieder mein einziger positiver Traum aus meiner Kindheit eingefallen: Ich sitze nachts mit meiner Familie im Auto, wir fahren aus dem Dorf raus, das hinter uns komplett in Flammen aufgeht und ich bin glücklich.«

Befürchtungen gibt es auch schon wegen der zu erwartenden Kabinettsbesetzung. »Ich möchte nicht, dass das Innenministerium an die CSU geht, Verkehr bitte auch nicht.« Ihr Wort in Merzens Ohr, aber vermutlich wird er nicht auf jene hören, die seiner Ansicht nach nicht alle Tassen im Schrank haben. Unsere Tassen stehen halt immer mit Kaffee ­gefüllt auf dem Schreibtisch.

Am Wahl­abend war der Bart ab

Markus Söder dürfte ebenfalls uneinsichtig sein. Am Wahl­abend war bei ihm der Bart ab. »Der Bart hat sich in der deutschen Spitzenpolitik etabliert«, befindet zwar der Tagesspiegel, aber die Belege sind ambivalent. Getragen wurde er nämlich früher von SPD-Politikern, allerdings nur von skurrilen Predigern (Erhard Eppler) und Verlierern (Rudolf Scharping, Kurt Beck, Martin Schulz). Dann brachte Christian Lindner den Dreitagebart in Mode, aber der hat ihm nun auch nicht mehr geholfen. Das mag Söder zu denken gegeben haben – aber warum waren dann schon wieder Stoppeln zu sehen?

Ja, ja, es gibt wichtigere Fragen. Und wenn einem die deutsche Politik zu nahe kommt, kann es hilfreich sein, sich anzuschauen, wie ausländische Medien aus sicherer Distanz mit größerer Gelassenheit urteilen. Beruhigend ist es allerdings nicht unbedingt. So schreibt etwa Graeme Wood im US-Magazin The Atlantic: »In diesem Jahr könnte die Brandmauer zusammenbrechen.«