Aufklärung erwünscht
Fünf Jahre ist es her, dass Tobias Rathjen am 19. Februar in Hanau Jagd auf Menschen machte und erst aus rassistischen Gründen neun Menschen, anschließend auch noch seine Mutter ermordete und sich selbst umbrachte. Emiş Gürbüz nennt den Februar seitdem den »Unglücksmonat«. Ihr Sohn Sedat war der Besitzer der Shisha-Bar »Midnight« in der Hanauer Innenstadt. Für ihn sei es ein Traum gewesen, sich mit der Bar selbständig zu machen, erzählte sie bei einer Veranstaltung in Berlin am 4. Februar. Der Attentäter erschoss ihn in der Bar; er war erst 29 Jahre alt.
Die Jahrestage machen Gürbüz wütend. »Es fing bei mir schon vor Monaten an, dass ich das Gefühl hatte: Dieser Jahrestag soll nicht kommen.« Auch Armin Kurtović ist angespannt. »Das sind immer so Tage, die wünscht man niemanden«, sagt er der Jungle World. Durch den Anschlag verlor er seinen damals 22jährigen Sohn Hamza. »Das Berichten ist alles schön und gut, aber dann sind sie wieder weg, und es ist, wie es ist. Ich hätte mir gewünscht, dass ich nie mit der Presse reden muss.«
»Es fing bei mir schon vor Monaten an, dass ich das Gefühl hatte: Dieser Jahrestag soll nicht kommen.« Emiş Gürbüz, Mutter des ermordeten Sedat
Der offiziellen Gedenkveranstaltung, zu der sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier angekündigt hat, wollen er und seine Familie fernbleiben. »Bei allem Respekt vor dem Bundespräsidenten, aber wir werden nicht teilnehmen.« Er habe bereits drei Schlaganfälle gehabt und dürfe sich nicht aufregen. Veranstaltungen wie diese empfindet er als Heuchelei. Denn der Anschlag wurde seiner Meinung nach noch immer nicht vernünftig aufgearbeitet.
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