Nur die Telefonseelsorge kann noch helfen
Ich bin dann mal weg? Aus bekannten Gründen streitet sich der halbe Freundeskreis auf den Social-Media-Plattformen von Meta darüber, ob man Facebook, Instagram und Co. nun schleunigst verlassen sollte.
Auch nicht besser: Tiktok. Beim Doomscrollen stößt man dauernd auf AfD-Werbung im typischen Kurzvideoformat, zum Teil auch von Anhänger:innen der immer noch aktiven Qanon-Bewegung. Ein diffuser Strom aus Extremismus, Pop und Rudolf Steiner auf Ketamin.
Aber ein paar Perlen finden sich auch hier. Im Tiktok-Feed dieser Tage sind die Videobeiträge der Berliner Rapperin Ikkimel, die gerade ihr Debütalbum »Fotze« veröffentlicht hat, das Highlight. Man könnte sie als Lady Bitch Ray der Generation Z bezeichnen, die zwischen Sex-Positivismus, weiblichen Empowerment und zeitgemäßer Trash-Kultur operiert.
Womöglich ist Ikkimel die reichweitenstärkste deutschsprachige Humanwissenschaftlerin.
Die Berliner Künstlerin, die eigentlich Melina Gaby Straß heißt, hat ihren Kombi-Bachelor in Deutscher Philologie sowie in Sozial- und Kulturanthropologie an der FU Berlin erworben. Womöglich ist Ikkimel die reichweitenstärkste deutschsprachige Humanwissenschaftlerin.
Auch der Hamburger Musiker Andreas Dorau veröffentlicht dieser Tage ein neues Album. Nachdem er einen alternativen Stadtplan für die Stadt Lübeck konzipiert hatte, kam er auf die Idee, einfach mal ein Popalbum über eine Stadt zu produzieren: Seine Wahl fiel auf Wien.
Womöglich bildet diese Platte den Anfang einer spannenden Reihe! Popmusik und Stadtführung in einem spart nämlich Zeit und weist auf interessante Parallelen zwischen Stadt- und Musikmarketing hin. Dorau besingt die durch einen speziellen Lichtmesser gesteuerten Laternen Wiens (»45 Lux«) und die örtliche Telefonseelsorge (»43142«), die einem Verzweifelten Mut zu machen versucht.
»Ist das schon Austropop?«
»Ist das schon Austropop?« fragt sich das Label erschrocken. Schließlich kann man in völkisch-identitären Zeiten nicht wissen, ob ein Hamburger Musiker sich am österreichischem Sujet überhaupt vergreifen darf.
Um Konventionen nie geschert hat sich die US-amerikanische Vokalistin und Performance-Künstlerin Meredith Monk. Gespannt sein darf man auf den Film »Monk in Pieces« von Billy Shebar, der mosaikartig das Werk der mittlerweile 82jährigen Virtuosin zeigt. Der Dokumentarfilm ist ein guter Grund, auf die Berlinale zu gehen. Monk hatte einen immensen Einfluss auf Musiker:innen wie Björk, David Byrne, John Zorn, Kate Bush, Anohni und auch auf die Filmmusik des kürzlichen verstorbenen Regisseurs David Lynch.