23.01.2025
Mit dem Ukraine Solidarity Bus in das von Russland angegriffene Land

Ein Bus, drei Fahrer und viele Eindrücke

Mit dem Ukraine Solidarity Bus wurden seit Kriegsbeginn bereits viele Solidaritätsfahrten in die Westukraine unternommen. Ein Reisebericht mit historischen Ausflügen in die besonders von den Gräueln des 20. Jahrhunderts geprägte Geschichte des einstigen Galiziens.

Nach über 1.000 Tagen der vollumfänglichen russischen Invasion steht die Ukraine im Herbst und Winter 2024/2025 mit dem Rücken zur Wand. Die Unterstützung aus dem Westen droht aufgrund der Wahlerfolge rechts- und linkspopulistischer Parteien in diversen europäischen Ländern und der gerade begonnenen zweiten Amtszeit Donald Trumps weiter zu schrumpfen.

Ausreichend war sie nie, viele versprochene Waffen aus dem Westen, vor allem die wegen des russischen Raketen- und Drohnenterrors essentielle Flugabwehr und die lange von der EU versprochene Artilleriemunition sind verspätet oder gar nicht eingetroffen. Die Ukraine hat wachsende Probleme bei der Rekrutierung, viele Soldaten an der Front sind nach Jahren in den Schützengräben völlig erschöpft. Verschiedenen Angaben zufolge sind 65 bis 80 Prozent der Energieinfrastruktur beschädigt oder zerstört. Zehntausende ukrainische Soldaten wurden getötet, Hunderttausende teils schwer verletzt. Hinzu kommen nach UN-Angaben über 12.000 bestätigte zivile Todesopfer (wobei die Dunkelziffer um einiges höher sein dürfte). Vermutlich hat etwa ein Fünftel der Bevölkerung das Land verlassen, knapp 18 Prozent des Territoriums sind von Russland besetzt und Putins Truppen rücken trotz horrender Verluste kontinuierlich vor, besonders im Donbass.

Anfang 1942 errichteten die Nazis in Drohobytsch ein Ghetto, in das die große jüdische Gemeinde der Stadt gezwungen wurde. Nahezu alle Juden Drohobytschs wurden ermordet.

Seit Beginn des russischen Überfalls fährt der Ukraine Solidarity Bus regelmäßig mit Hilfsgütern in das Land. Im Gepäck sind bei jeder Fahrt allerlei Dinge, die in den Wochen zuvor gesammelt wurden: Rettungsdecken, Küchenausstattung, Vakuumiergeräte zur Konservierung von Lebensmitteln, Reis, Erste-Hilfe-Kästen sowie Generatoren. Letztere sind aufgrund der prekären Stromversorgung für den Betrieb von Krankenhäusern und anderen Hilfseinrichtungen immens wichtig.

Diese Fahrt in die Ukraine beginnt in Berlin morgens um sechs, noch vor Sonnenaufgang. Schnell ist man sich über das Motto für die Reise einig: »Nichts ist gut.« Es geht auf der oberschlesischen Autobahn vorbei an Gliwice, Katowice, Oświęcim – Gleiwitz, Kattowitz, Auschwitz; alles Orte, die mit der Shoah und dem Vernichtungskrieg der Nazis im Osten assoziiert sind. Der Bus hat bald 300.000 Kilometer allein für die Fahrten in die Ukraine zurückgelegt; diesmal macht er keine Probleme.

Über Krakau führt die Fahrt weiter durch den polnischen Teil des historischen Galiziens, jener melancholisch stimmenden Region, die für die jüdische Geschichte so wichtig war – um die 800.000 Juden lebten dort im 19. Jahrhundert. Inzwischen ist die einstige Bedeutung der Region beinahe vollständig aus dem westeuropäischen Gedächtnis verschwunden, oder sie steht bloß noch als Chiffre für die Vernichtung der ostjüdischen Kultur, als Transitland für die Massenauswanderung in die Vereinigten Staaten. Lange war Galizien polnisch-litauisch, dann polnisch-republikanisch, kaiserlich-habsburgisch, erneut polnisch, deutsch-sowjetisch, sowjetisch und schließlich wieder geteilt in einen polnischen und einen ukrainischen Teil.

Nach gut zwölf Stunden Fahrt ist ein kleiner Grenzübergang im Westen der Ukraine erreicht. Die Grenzkontrolle ist nicht aufwendig, ein Hilfstransport kommt hier recht leicht durch.

Alex, der die Fahrt organisiert hat, und Lothar haben schon mehrere Fahrten mit dem Ukraine Solidarity Bus gemacht. Alex C. war das letzte Mal vor 17 Jahren in der Ukraine. Unweigerlich steigt nach dem Grenzübertritt die Anspannung, man sieht in den Himmel, sucht den Horizont ab.

Drohobytsch

Die erste Station ist das nur 70 Kilometer von der polnisch-ukrainischen Grenze entfernte Drohobytsch, das jedoch erst nach einer mühevollen Fahrt, oft im Schritttempo durch stockdunkle Wälder auf einer Fahrbahn mit tiefen Schlaglöchern, erreicht wird.

»Eine Stadt am Rande der Welt«, so bezeichnete Drohobytsch einst dessen wohl berühmtester Bewohner, der Dichter, Schriftsteller und Maler Bruno Schulz. Zu seinen Ehren findet in der Stadt alle zwei Jahre das Bruno-Schulz-Festival statt, an dem sich Schriftsteller, Übersetzer und Bewunderer von Schulz aus der ganzen Welt beteiligen, auch organisatorisch. 2022 und 2023 musste das Festival wegen des russischen Angriffskriegs nach Polen ausweichen. 2024 fand es zusätzlich auch wieder in Drohobytsch statt. »Verschulzt« ist ein feststehender Begriff in dieser Stadt für diejenigen, die dem Zauber der kafkaesken Poesie erlegen sind, der von den Texten dieses ansonsten fast vergessenen jüdischen Schriftstellers ausgeht.

Von großer Beliebtheit. Eine Gedenktafel in Drohobytsch erinnert an Bruno Schulz

Von großer Beliebtheit. Eine Gedenktafel in Drohobytsch erinnert an Bruno Schulz

Bild:
Alex Carstiuc

Die erste Nacht bleibt ruhig, die Erleichterung über eine funktionierende Heizung und fließend warmes Wasser ist groß. In Drohobytsch soll das für eine so kleine Stadt ungewöhnlich große Theater mit den Hilfsgütern aus dem Solidarity Bus versorgt werden. Die Theater-Crew, die nach Feierabend ehrenamtliche Unterstützung leistet, versorgt mit ihren an Ort und Stelle zubereiteten und eingekochten Speisen auch die Soldaten und Soldatinnen an der Front. Viele Menschen sind gekommen, um beim Ausladen zu helfen. Der Garten des Theaters ist gepflegt, es gibt eine Voliere für die Vögel.

Anschließend werden allerlei Hilfsgüter und Kinderfahrräder in ein Flüchtlingsheim gebracht, das am Rande der Stadt an das Studentenwohnheim angebaut wurde. Innerhalb kürzester Zeit ist hier Beindruckendes geschaffen und organisiert worden.

In einem Raum des Flüchtlingsheims knüpft eine Frau Tarnnetze für die Armee. Im Gespräch stellt sich heraus, dass sie Lehrerin für Englisch an der Universität in Charkiw war und bereits in den ersten Tagen des Kriegs in den Westen des Landes geflohen ist. Charkiw – kurzzeitig Hauptstadt der Ukrainischen Sozialistischen So­wjetrepublik – steht seit Kriegsbeginn unter Dauerbeschuss.

Des Nachts erleuchtet: das Denkmal für die getöteten ukrainischen Soldaten in Drohobytsch

Des Nachts erleuchtet: das Denkmal für die getöteten ukrainischen Soldaten in Drohobytsch

Bild:
Alex Carstiuc

Ihr Sohn, so berichtet sie unter Tränen, wird in ein paar Tagen seinen Dienst an der Front antreten. Als Bruno Schulz im Gespräch erwähnt wird, lächelt sie kurz. Schulz wurde von seiner Heimatstadt mehrfach geehrt, im ganzen Stadtgebiet ist die Erinnerung an ihn wach. Neben Gedenktafeln zieren hin und wieder kleine »verschulzt«-Graffiti die Häuserwände, auch in den Namen von Läden und Restaurants erfreuen sich Schulz-Referenzen großer Beliebtheit.

Geboren wurde Schulz 1882, seine Heimatstadt lag im damaligen von den Habsburgern regierten Österreich-Ungarn. Alle seine Geschichten und Werke spielen in der Stadt oder kreisen um sie. Seine Eltern gehörten zum assimilierten jüdischen Bürgertum, das sich zur polnischen Kultur bekannte. Von 1919 bis 1939 gehörte Drohobytsch zu Polen, dann wurde es kurzzeitig im Zuge des Hitler-Stalin-Pakts von der Roten Armee besetzt und 1941 von der deutschen Wehrmacht eingenommen. Unter Stalin musste Schulz Propagandagemälde anfertigen, seine Literatur und Dichtung wurden als bürgerlich abqualifiziert und damit als unerwünscht deklariert. Auch die Nazis nutzten sein malerisches Talent aus. Der SS-Mann und Gestapo-Beamte Felix Landau zwang ihn dazu, die Wände seiner Villa mit Szenen deutscher Märchen zu bemalen.

Die Wandgemälde, die erst 2001 entdeckt wurden, sind heute in Form von Putzstücken in der israelischen Holocaustgedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem ausgestellt. 1942 wurde Schulz auf offener Straße von dem SS-Mann Karl Günther erschossen – aus Rache an Landau, heißt es, weil Schulz aufgrund seiner Mal- und Zeichenkünste dessen »Lieblingsjude« gewesen sein soll. Landau hatte kurz zuvor Günthers »Schutzjuden«, den Dentisten Löw, aus einer Laune heraus umgebracht.

Anfang 1942 errichteten die Nazis in Drohobytsch ein Ghetto, in das die große jüdische Gemeinde der Stadt gezwungen wurde. Nahezu alle Juden Drohobytschs wurden während der Zeit der deutschen Besatzung ermordet. Der Mord an Schulz ereignete sich auf dem Weg vom Ghetto zum »arischen« Viertel. Heute erinnert an dieser Stelle ein Gedenkstein an den polnisch-jüdischen Intellektuellen.

Keine zehn Meter entfernt befindet sich ein Kriegerdenkmal. Es besteht aus einem langen Torbogen, an dessen Seiten nach Todesdatum chronologisch angeordnete Fotos der gefallenen ukrainischen Soldatinnen und Soldaten der Region hängen. Der erste Soldat fiel am 26. August 2014. Im Westen wird geflissentlich ignoriert, dass der russische Angriff gegen die Ukraine bereits mit der Besetzung der Krim und dem Einmarsch im Donbass begann.

Auf dem ehemaligen Ghettogelände befindet sich ein Ehrenhain mit einer großen Statue. Sie stellt Stepan Bandera (1909–1959) dar, den Führer der ukrainischen Nationalisten. Er war ein überzeugter Antisemit, der mit den Nazis kollaborierte und für die Ermordung Zehntausender Juden und Polen verantwortlich ist. In der Westukraine ist sein Konterfei oft zu finden. Seine Anhänger sind immer noch öffentlich präsent, doch die von ihnen gegründete rechtsextrem Partei Kongress Ukrainischer Nationalisten (KUN) hat es bei den zuletzt abgehaltenen Wahlen 2019 nicht mehr ins Parlament geschafft. Für die russische Propaganda- und Desinformationskampagne und ihre Apologeten im Westen spielt der Kult um Bandera und die Vorgängerpartei der KUN, die Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN), und ihre Kooperation mit den Nazis freilich eine immense Rolle.

Die jüdische Gemeinde Drohobytschs hingegen fühlt sich vom Auftreten der Bandera-Nostalgiker und anderer Rechtsextremer nach Angaben von Leonid Goldberg, ihrem Kantor, nicht unmittelbar bedroht. Im Gegensatz zu Frankreich, den Niederlanden oder Deutschland seien die Rechtsextremen hier nur eine Randerscheinung. Überhaupt sei das Ausmaß des Antisemitismus hier gering, wenn auch mit steigender Tendenz.

Goldberg empfängt uns am frühen Nachmittag in der Synagoge im Zentrum der Stadt, sie liegt gegenüber einer großen orthodoxen Kirche. Er raucht, bewirtet uns mit Schnaps, kandierten, schokoladengefüllten Früchten und Matzenbrot; Lothar übersetzt das Gespräch für uns. An der Wand hängen die Flaggen Israels und der Ukraine. Der mehrfach nachgefüllte Schnaps wird mit »L’Chaim« und »Slawa Ukrajini«-Trinksprüchen heruntergespült. Beide Länder seien überfallen worden und müssten deswegen zusammenhalten, betont Goldberg. Die erfolgreichen israelischen Luftangriffe gegen den Iran werden hier genauestens verfolgt, die Ukraine bräuchte Iron Dome, das effektive israelische Luftabwehrsystem. Nicht nur alte F-16, sondern die neuen F-35-Jets der US-Amerikaner seien nötig, so die häufig vertretene Meinung. Vor allem sei das Problem, das man in Westeuropa und den USA die Gefahr, die Putin und Russland darstellen, einfach nicht sehen wolle. Mit einem Putin gebe es nichts zu verhandeln, so Leonid.

Hat wieder ein aktives Gemeindeleben: die Synagoge in Drohobytsch

Hat wieder ein aktives Gemeindeleben: die Synagoge in Drohobytsch

Bild:
Alex Carstiuc

Daran, wegen des Kriegs auszuwandern, habe er aber noch nie gedacht. Zu Beginn der russischen Invasion habe er Einladungen von Freunden aus Bulgarien, Polen und später auch aus Israel erhalten. Aber das wäre im dann doch »peinlich, aus einer Stadt zu flüchten, die weitgehend sicher ist und selbst Geflüchtete aus dem Osten der Ukraine aufnimmt«.

Die Synagoge Drohobytschs war einst die Zen­tralsynagoge im österreichisch-ungarischen Kronland Galizien. Mitte der neunziger Jahre befand sie sich jedoch in einem erbärmlichen Zustand. In den vergangenen Jahren ist sie mit Hilfe von Spendengeldern grundsaniert worden und beherbergt derzeit eine Ausstellung über die Shoah in Westgalizien, prominente Jüdinnen und Juden der Region und die Geschichte der Synagoge. Videoüberwachung oder Polizeischutz scheinen nicht erforderlich zu sein. Vor zehn Jahren ist der »letzte Jude Drohobytschs«, der Shoah-Überlebende Alfred Schreyer, gestorben. Derzeit umfasst die Gemeinde nur noch etwa 50 Mitglieder, die alle aus anderen Teilen des Landes stammen.

In den Morgenstunden des nächsten Tages gibt es gegen vier Uhr Luftalarm. Die Sirenen heulen, ein zermürbendes Geräusch. Der Warn-App zufolge hat die Luftabwehr entweder alles abgeschossen oder aber es wurde vor allem der Osten des Landes attackiert. Nach etwa 20 Minuten heulen erneut die Sirenen, diesmal als Signal der Entwarnung.

Lwiw

Nach unserem Aufenthalt in Drohobytsch geht die Fahrt weiter nach Nordosten und führt uns weiter durch das herbstliche Galizien. Das Laub der Bäume ist bunt, die Felder abgeerntet. Unwillkürlich kommen einem hier die Fotografien in den Sinn, die den Holocaust oder stalinistische Verbrechen aus der Gegend dokumentieren. Für den US-amerikanischen Historiker Timothy Snyder war Galizien ein wesentlicher Teil der »Bloodlands«, jener Region Europas »zwischen Berlin und Moskau«, in der die schlimmsten Massenverbrechen des 20. Jahrhunderts begangen wurden.

Schockierend sind die vielen frischen Gräber, selbst in den kleinsten Dörfern. Geschmückt sind die Grabstätten mit christlichen Symbolen, Bildern der gefallenen Soldatinnen und Soldaten, mit kleinen ukrainischen Fahnen, deren intensives Blau-Gelb sich deutlich von den Herbsttönen der sie umgebenden Natur absetzt.

Entschärfter Blindgänger. Eine russische Gleitbombe als Mahnmal in Lwiw

Entschärfter Blindgänger. Eine russische Gleitbombe als Mahnmal in Lwiw

Bild:
Alex Carstiuc

Im westukrainischen Lwiw, einer Stadt mit 700.000 Einwohnern, ist, anders als in der Provinzstadt Drohobytsch, der Krieg allgegenwärtig. Auf dem städtischen Friedhof liegen Hunderte »Heldinnen und Helden«; »die Hälfte der Gräber sind aus diesem Jahr«, sagen Besucher, meist unmittelbare Angehörige. Im Straßenbild sieht man überall Uniformträger sowie viele Verletzte und vom Krieg Entstellte. Täglich zwischen 18 und 19 Uhr heulen die Sirenen in der Stadt, damit wird allen verfügbaren Krankenwagen signalisiert, dass nunmehr die Verletztenzüge aus dem Osten ankommen.

Das Bahnhofsgebäude von Lwiw ist wohl eines der größten und schönsten in Europa. Eingeweiht wurde der Jugendstilneubau 1904 von Kaiser Franz Joseph I. persönlich, er sollte die Größe und Glorie Österreichs symbolisieren. Riesige Hallen befinden sich im ersten und zweiten Stock des Gebäudes. In einer dieser Hallen hat ein 25jähriger Arzt eine Ersthelferstation eingerichtet, die der Ukraine Solidarity Bus mit Ausrüstung versorgt. Flüchtlinge bekommen hier auch Heißgetränke oder provisorische Schlafplätze.

Täglich gegen 18 Uhr heulen die Sirenen in Lwiw, damit wird allen Krankenwagen signalisiert, dass nunmehr die Verletztenzüge aus dem Osten ankommen.

Mit seiner architekturhistorischen Vielfalt erinnert Lwiws Charme an Prag. Es ist bekannt für seine imposante Architektur, seine repräsentativen Verwaltungsgebäude, Theater, Museen und nicht zuletzt für seine Kirchen. Im Ersten Weltkrieg verübten russische Truppen in Lwiw Pogrome an den dort ansässigen Juden, später gab es weitere antijüdische Pogrome durch polnische Nationalisten. 1941 folgten schließlich die Pogrome der ukrainischen Faschisten, die mit den Nazis kollaborierten.

Seit Beginn des großangelegten russischen Überfalls im Februar 2022 wurde Lwiw mehrfach mit Raketen und Drohnen attackiert. Im Hotel, das zur Kette Ibis gehört, erläutert der Portier den Weg zum Schutzraum, wegen der nächtlichen »incidents« (Vorfälle), wie er sich ausdrückt. Im Hotelzimmer weist ein Zettel mit einem Verhaltenscodex auf die Sperrstunde in der Stadt hin, wünschenswert sei zudem eine Verdunkelung des Zimmerfensters.

Am nächsten Morgen steht schon wieder die Rückreise an. Der Weg nach Polen führt über lange Alleen. An der Grenze sucht die ukrainische Polizei nach Deserteuren und wird etwas misstrauisch, da in einem unserer Pässe bei der Einreise der Stempel vergessen wurde, noch dazu bei dem Nachnamen, der ukrainisch klingt. Doch die Irritation währt nicht lange, bald können wir die Grenze passieren. Auf der anderen Seite sucht die polnische Polizei nach Schmuggelgütern, selbst der Tankbestand des Busses darf bei der Einreise in die Europäische Union nicht zu allzu groß sein. Nach kurzer Zeit auf polnischen Straßen weicht die diffuse Anspannung einem Gefühl von Wut. Nach Berlin sind es noch zwölf Stunden Fahrt.