23.01.2025
Freiheit für Daniela Klette!

Die Kettenraucherbande

Podkowik Propaganda. Über RAF-Rentner, Israelkritik und die Forderung nach der Freilassung von Daniela Klette.

»Die Kettenraucherbande um Daniela Klette / teilt sich im Geheimversteck die letzte Zigarette«, hat mein Freund Daniel mal gerappt. Mit der Heimeligkeit ist es für die RAF-Rentner neuerdings vorbei; Klette wurde vergangenes Jahr aufgespürt und verhaftet.

Ihr Genosse Karl-Heinz Dellwo, der vor sage und schreibe 50 Jahren am Überfall auf die deutsche Botschaft in Stockholm beteiligt war, postete dazu öffentlich auf Facebook: »Ich finde, wir sollten alle die Forderung nach Freilassung von Daniela Klette in unseren Stellungnahmen aufstellen.«

Ulrike Meinhof und der »Moshe-Dayan-Faschismus«

Teilweise veröffentlichen wir alle seitdem immer noch Stellungnahmen ohne diese Forderung. Ich fand die Idee trotzdem nett, sie gefiel mir deutlich besser als Dellwos Kommentare über »die Barbarei der israelischen Regierung gegen die Bevöl­kerung in Gaza«, die sich seit dem 7. Oktober 2023 häufen. Antisem-, Verzeihung, Israelkritik ist eine der deutschen Traditionen, denen sich die RAF von Beginn an verpflichtet sah. Ulrike Meinhof schrieb beispielsweise 1972 in Bezug auf den damaligen israelischen Verteidigungsminister von »Moshe-Dayan-Faschismus – diesem Himmler Israels«.

Zu dem Zeitpunkt war Kettenraucherbandenmitglied Burkhard ­Garweg erst vier Jahre alt. Er soll sich mit Anfang 20 der RAF angeschlossen haben, Ende der Achtziger, als das wirklich überhaupt keinen Sinn mehr ergab, und es ergab ja schon 1970 ­keinen Sinn. Seit im Zuge von Klettes Verhaftung Fotos von Garweg auftauchten, weiß man, dass er vor seiner Enttarnung mit Asselpunkerfrisur und, pfui Deibel, Hunden auf einem Bauwagenplatz lebte, was natürlich lustig ist.

Ich hatte immer eine Schwäche für Stadtguerilla-Folklore, der bewaffnete Kampf zieht mich geradezu magisch an. Von mir aus sollen die alle raus aus dem Knast oder gar nicht erst rein.

Ebenfalls lustig, wenn auch auf fiebertraumhafte Weise, ist sein mit »Grüße aus der Illegalität« betitelter Brief, den die Taz kurz vor Weihnachten abdruckte, was möglicherweise zu Recht weitgehend unterging. Darin ist gleich zu Beginn die Rede vom »Genozid in Gaza« und man will schon gar nicht mehr weiterlesen.

Dennoch: Ich hatte immer eine Schwäche für Stadtguerilla-Folklore, der bewaffnete Kampf zieht mich geradezu magisch an. Von mir aus sollen die alle raus aus dem Knast oder gar nicht erst rein. Und wenn sie wieder Blödsinn verzapfen, kann ich es ja ignorieren. In diesem Sinne, ich wollte so was schon immer mal schreiben: Freiheit für Daniela Klette!

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