Jungle+ Artikel 23.01.2025
Zum Tod des Filmemachers David Lynch

Das Geheimnis als Muse

David Lynch ist tot. Seine Filme wie »Blue Velvet« oder »Mulholland Drive« wurden oft als traumartig beschrieben, doch das engt das Werk des Regisseurs zu sehr ein. Ein Nachruf auf einen, der Avantgarde und Populärkultur zusammenbrachte.

Die Schauspielerin Elisabeth Moss erzählte 2013, als sie eine Hauptfigur der Serie »Mad Men« über eine Werbeagentur im New York der sechziger Jahre spielte, in der Talkshow von Jimmy Kimmel eine kleine Anekdote über David Lynch. Diesen lernten sie und ihr Co-Star Jon Hamm nämlich während einer Reise nach Deutschland kennen – und Lynch habe beide während eines Drinks mit ihren Rollennamen aus der Serie, nämlich »Peggy« und »Don«, angesprochen.

Auch im Laufe des Gesprächs hörte er damit nicht auf, fragte die beiden sogar danach, wie es anderen Figuren aus der Serie gehe, dabei offenlassend, ob er deren Darsteller oder tatsächlich die Figuren meinte. Moderator Kimmel ruft aus: »Does he think TV is real?« Lynch, so erzählt Moss weiter, habe ihr danach eine Mail geschrieben, die er mit den Worten »Dear Peggy« begann. Kimmel wies darauf hin, dass das alles keinen Sinn ergeben würde – immerhin kann man nicht an eine Person aus den Sechzigern eine E-Mail schreiben –, wurde aber jäh von Moss unterbrochen: »It’s David Lynch, man, who cares?«

Den Sinn durcheinanderbringen – das war der Beruf des Filmemachers David Lynch, seit er 1977 mit »Eraserhead« seinen nicht nur seinerzeit irritierenden Debütfilm veröffentlicht hatte. Mit »The Elephant Man« drehte er 1980 einen noch eher klassischen (aber selbstredend grandiosen und bereits etwas weirden) Film, um dann 1986 mit »Blue Velvet« nicht nur die langweiligen Achtziger aufzurütteln, sondern auch zu seiner unnachahmlichen Filmsprache zu finden.

Lynch schuf eine Bildwelt, in der das Bizarre, das Verrückte, das Unheimliche nicht Beiwerk war, sondern stets präsent hinter jeder Ecke lauern konnte.

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