Riskante Pläne
Es überrascht nicht, dass Donald Trump auch für seine ausgefallensten Ideen Unterstützung von republikanischen Politiker:innen erhält. So brachte der Abgeordnete Andy Ogles im Repräsentantenhaus den Gesetzentwurf »Make Greenland Great Again Act« ein, der den Präsidenten ermächtigen soll, mit Dänemark über den Erwerb der Insel Grönland zu verhandeln. Doch auch der demokratische Senator John Fetterman kann einem »verantwortungsbewussten Gespräch« über den Kauf Grönlands etwas abgewinnen, auf eine solche Weise sei einst auch das Louisiana-Territorium Teil der USA geworden.
Ob Kanada als 51. Bundesstaat, die Rückgewinnung der Kontrolle über den Panama-Kanal oder der Erwerb Grönlands – Trumps Ideen zeigen, dass er in imperialen Kategorien des 19. Jahrhunderts denkt und territoriale Ausdehnung für Größe hält.
Es ist also Vorsicht geboten, bevor man Trumps Absichtserklärungen zu folgenlosem Geschwätz oder einer ungewöhnlichen, aber im Kern rationalen Verhandlungsstrategie erklärt. Dass er mit wüsten Drohungen – er schloss militärischen Druck bei der Akquisition Grönlands nicht aus – bescheidenere Forderungen durchsetzen will, ist die geläufigste Erklärung.
Aber welche Forderungen? Über eine Militärbasis auf Grönland verfügen die USA bereits, und nach den gängigen Regelns des Freihandelsregimes können US-Unternehmen die Ressourcen der Insel ausbeuten – Klagen über Investitionshemmnisse oder Benachteiligung sind bislang nicht zu hören gewesen.
Trump könnte es ernst meinen und politische Anpassungsprozesse können erschreckend schnell verlaufen. Es gibt allerdings eine Einrichtung, auf die selbst Trump Rücksicht nehmen muss: die Börse. Die Unternehmen erwarten von ihm Deregulierung und Steuersenkungen, eine geschäftsschädigende Außen- und Handelspolitik aber würden die Anleger:innen nicht gutheißen.
Ob Kanada als 51. Bundesstaat, die Rückgewinnung der Kontrolle über den Panama-Kanal oder der Erwerb Grönlands – Trumps Ideen zeigen, dass er in imperialen Kategorien des 19. Jahrhunderts denkt und territoriale Ausdehnung für Größe hält. Im zeitgenössischen Kapitalismus aber zählt vor allem Produktivität und es ist weitaus billiger, Rohstoffe auf dem Weltmarkt zu kaufen, als Rohstoffquellen zu erobern.
Möglichst viele rohstoffreiche Gebiete besitzen
Noch jedenfalls, und darin liegt eine potentielle Gefahr. Wenn das Freihandelsregime zusammenbricht und eine ausreichende Rohstoffakquisition auf dem Weltmarkt nicht mehr gewährleistet ist, wäre es sinnvoll, möglichst viele rohstoffreiche Gebiete zu besitzen und wichtige Handelswege militärisch zu kontrollieren, um Konkurrenten den Weg versperren oder hohe Zölle kassieren zu können.
Man würde Trump wohl zu viel strategisches Denken unterstellen, wenn man ihm einen entsprechenden Plan zuschriebe. Die von ihm angekündigten Zollerhöhungen und die internationalen Reaktionen sowie die von seinem Verbündeten Elon Musk vorangetriebene Destabilisierung der EU könnten in einer weltpolitisch ohnehin angespannten Situation jedoch eine Entwicklung in Gang setzen, in der seine erratischen Ideen zweckrational werden.