16.01.2025
Satellitenstau im Weltraum

Trümmerfeld im All

Nach Elon Musk mit seinem Internet-Satellitennetzwerk Starlink wollen auch andere nachziehen, vor allem China. Schon bald droht der Erdorbit wegen Überfüllung und Vermüllung unbenutzbar zu werden.

Ein größenwahnsinniger Multimilliardär, der Menschen Chips ins Gehirn pflanzen lässt, eine von Schuld­sklav:innen bewirtschaftete Marskolonie plant und auf dem besten Weg zur Weltherrschaft ist: Eigentlich fehlt Elon Musk zum James-Bond-Schurken nur noch die schwarze Katze auf dem Schoß – aber die hätte wohl längst Reißaus genommen.

Immerhin schickt er sich ganz gemäß dem Klischee des Schurken an, eine weltweite Katastrophe auszulösen, genauer gesagt, den Erdorbit in ein undurchdringliches Trümmerfeld zu verwandeln. Denn mit dem Internet-Satellitennetzwerk Starlink hat Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX eine ohnehin desasterträchtige Entwicklung weiter­getrieben.

Wo einer mit einer schlechten Idee kommt, wollen andere nicht nachstehen

Die Satelliten stören nicht nur die Himmelsbeobachtung, sondern werden auch durch ihre schiere Anzahl zum Problem. Schon heute umfasst die sogenannte Megakonstellation von Starlink rund 7.000 Satelliten, geplant sind bis zu 30.000.

Und wo einer mit einer schlechten Idee kommt, wollen andere nicht nachstehen. Die EU plant unter dem Namen Iris² ein Konkurrenzprojekt zu Starlink, allerdings mit nur mit knapp 300 Satelliten.

China ist da deutlich ehrgeiziger. Vergangenes Jahr hat das privat betriebene Netzwerk Qianfan (tausend Segel) erste Satelliten gestartet, insgesamt sollen 15.000 Satelliten in den Umlauf gebracht werden. Seit Kurzem befindet sich zudem die staatliche Konstellation Guowang (Nationales Netzwerk) im Aufbau, die letztlich aus bis zu 13.000 Satelliten bestehen soll. Viel mehr ist über das von der staatlichen Firma China Satnet betriebene Projekt nicht bekannt, was bedeuten dürfte, dass es nicht allein zivilen Zwecken dienen soll.

Nach Berechnungen, die das US-amerikanische Institute for Defense Analyses (IDA) kürzlich veröffentlichte, wird der Erdorbit, wenn sich die bisherige Entwicklung fortsetzt, spätestens bis 2050 für die Raumfahrt unbenutzbar. 

Doch auch wenn kriegerische Auseinandersetzungen im All ausbleiben: Es gibt einige Möglichkeiten, die dort oben kreisende Technik in gefährlichen Weltraumschrott zu verwandeln. Zwar werden ausgediente Satelliten mittlerweile kontrolliert zum Absturz gebracht, doch die Wahrscheinlichkeit von Kollisionen steigt natürlich, je enger es wird, und zwar in kaskadierender Weise. Das wird als Kessler-Syndrom bezeichnet.

Nach Berechnungen, die das US-amerikanische Institute for Defense Analyses (IDA) kürzlich veröffentlichte, wird der Erdorbit, wenn sich die bisherige Entwicklung fortsetzt, spätestens bis 2050 für die Raumfahrt unbenutzbar. Als Gegenmaßnahme schlagen die Forscher des IDA vor, Satelliten nach spätestens fünf statt wie bisher 25 Jahren ihre letzte Reise in den Friedhofsorbit antreten zu lassen; auch könne man die Flugobjekte so konstruieren, dass Kollisionen weniger gefährliche Trümmer produzieren.

Vielleicht finden die Expert:innen ja Gehör bei Elon Musk. Dass James Bond ihm das Handwerk legt, scheint allerdings unwahrscheinlich.