Im Nichtstuerinnen-Land
Das Nette am Nichtstun ist ja vor allem, dass es seinen Namen völlig zu Unrecht trägt. Nur dazusitzen und sich mit nichts anderem zu beschäftigen als ein- und auszuatmen, wach zu sein und auszusehen, wäre auf Dauer schließlich doch etwas eintönig. Nichts allgemein für wichtig oder produktiv Gehaltenes zu tun, ist dagegen ein Hochgenuss, wenn man alles richtig macht und alles vermeidet, was auch nur ansatzweise keinen Spaß machen könnte.
Ein perfekter Tag würde beispielsweise damit beginnen, sich über die nächste Sommermode zu informieren, ohne auch nur die leiseste Absicht zu haben, sich den unangenehm aussehenden Quatsch auch tatsächlich zuzulegen.
Wenigstens kurz Nachrichten lesen? Ganz blöde Idee.
Danach könnte Schmuckbasteln mit dieser im Ofen zu backenden Knete auf dem Programm stehen, die zum Glück schon vor Monaten in vielen ansprechenden Farben angeschafft wurde – oh, das Broschendingsie ist tatsächlich gelungen, hmmm, vielleicht sollte man es gleich in Serie produzieren? Auf keinen Fall, dies ist schließlich das Nichtstuerinnen-Land und hier sind alle Anflüge von Produktivität streng verboten.
Ah, da ist ja »Wie praat, die gaat«, das neue Buch von Astrid Holleeder, die als Kronzeugin gegen ihren hochkriminellen, mörderischen Bruder Willem Holleeder aussagte und nun immer noch Angst vor der Rache des Gangsterbosses haben muss, der die Amsterdamer Unterwelt beherrscht. Der ihr zugeteilte staatliche Schutz ist nämlich auch nach Jahren noch höchst unvollkommen, worüber eigentlich schon längst mal ein interessanter Artikel geschrieben werden soll, aber nicht jetzt.
Baden, Nägel lackieren und dann Netflix durchgucken, sehr schön
Was dann? Baden, Nägel lackieren, immer gut, und dann Netflix durchgucken, sehr schön, da gibt es ein Kaminvideo, kann man gut zum Kaffeetrinken gucken. Bisschen langweilig ist das schon, wo sind eigentlich diese hübschen rosafarbenen Hanteln hingekommen? Jösses, sind die schwer, ne, lieber gleich wieder weglegen, am Ende fallen sie einem noch auf die frisch pedikürten Füße, wäre ja schade.
Vielleicht doch mal eben gucken, was das Internet so macht? Wenigstens kurz, Nachrichten lesen? Ganz blöde Idee, das. Dann halt spazieren gehen und anschließend ins Bett, wunderbar.