Jungle+ Artikel 02.01.2025
Als Punks die »Chaostage« in Hannover ins Leben riefen

Punks gegen alle

Bei den »Chaostagen« im August 1995 randalierten Punks aus der ganzen Bundesrepublik ein Wochenende lang in Linden und in der Nordstadt von Hannover. Über die Gewaltfrage kam es auch zu Zerwürfnissen mit Autonomen.

»Heute Hannover und morgen die Welt«, verkündet die Band Terrorgruppe im Lied »Wochenendticket«. Darin besingen sie ihre Bahnfahrt zu den »Chaostagen« in die niedersächsische Landeshauptstadt. Veröffentlicht wurde das Lied in Reaktion auf das bundesweite Treffen von Punks vom 4. bis 6. August 1995, bei dem die Bunthaarigen in Linden und in der Nordstadt randaliert und sich Straßenschlachten mit der Polizei geliefert hatten. Die Bilder gingen damals um die Welt.

Die Vorgeschichte der Chaostage reicht zurück ins Ruhrgebiet Ende der Siebziger. Zentrale Plätze in Duisburg und Wuppertal entwickelten sich zu Treffpunkten der jungen Punkszene. Den Behörden waren die Zusammenkünfte bald ein Dorn im Auge, da sie als öffentliche Provokation angesehen wurden. In Wuppertal versuchte die Polizei 1982, ein Treffen zu unterbinden, worauf es zur »Punkerschlacht von Elberfeld« kam.

Im selben Jahr berichtete die Taz, dass die Polizei in Hannover eine sogenannte Punker-Kartei führte, in der sie gezielt Daten von Punks sammelte. Daraufhin initiierten Punks um Karl Nagel Ende 1982 einen »Chaos-Tag«. Dem Aufruf nach Hannover folgten am 18. Dezember 800 Punks. Die Polizei versuchte, die Versammlung aufzulösen, es folgten Auseinandersetzungen und die »Chaostage« von Hannover waren geboren.

»Die Autonomen taten geradezu so, als ob sie beim Steineschmeißen eine Frauenquote hätten.« Ute Wieners, Hausbesetzerin

Die Punks wollten durch ihr Zusammenkommen die Behörden überrumpeln und ihnen das Sammeln der Daten erschweren. Bei einem erneuten Treffen 1984 mobilisierten rechte Skins gegen das Treffen der Punks, es kam zu Schlägereien in der Innenstadt. Die Punks bildeten eine antifaschistische Demo und zogen von der Innenstadt zu einem linken Jugendzentrum im Stadtteil Linden, wo anschließend Bands spielten.

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