Doch lieber konstruktiv
»Punk ain’t no religious cult, Punk means thinking for yourself«, sangen die Dead Kennedys aus San Francisco 1981: Punk sei keine Religion, sondern bedeute, für sich selbst zu denken. Das war auch damals schon höchstens die halbe Wahrheit. Vielleicht stimmte es nie.
Punk war Mitte der Siebziger als doppelter Einspruch entstanden. In England rebellierten die Sex Pistols, The Clash und The Adverts gegen einen Zustand, in dem die Menschen überflüssig geworden waren. Mehr noch: Eltern, Lehrer, Sozialarbeiter hatten sich in wirr vor sich hin brabbelnde Witzfiguren verwandelt. Die Welt schien unbrauchbar für die Menschen geworden zu sein. Punk war gleichermaßen Ablehnung und ästhetische Entlarvung dieses Zustands. Im Müllfetisch der ersten Punk-Generation spiegelte sich die Entbehrlichkeit der Menschen wider; die Selbstverstümmelung durch Sicherheitsnadeln und Rasierklingen war das Punkrock-Pendant zu den Deformationen, die jeden Tag am Abendbrottisch der Eltern, in der Schule oder der Straßenbahn zu erkennen waren. Die Punks verweigerten sich der Zukunft, die man für sie vorgesehen hatte: »No Future« sangen die Sex Pistols.
Die spätere Hardcore-Szene stellte dem offensiven Kaputtsein und der demonstrativen Verletzlichkeit des frühen Punk kurzhaarige, durchtrainierte und sportlich gekleidete junge Männer entgegen.
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