Jungle+ Artikel 05.12.2024
In der »Joden­savanne« Surinames betrieben jüdische Siedler:innen einst Plantagen

Jerusalem am Fluss

In Suriname gab es seit dem 17. Jahrhundert eine jüdische Gemeinschaft, viele ihrer Mitglieder waren in der »Jodensavanne« auch an Plantagenwirtschaft und Sklaverei beteiligt. Eine Spurensuche.

Geschichte und Gesellschaft Surinames sind von Kolonialismus und Sklaverei geprägt. Dadurch und durch die an das Ende der Sklaverei anschließende Arbeitsmigration ist die surinamische Gesellschaft ethnisch sehr divers: indi­gene Bevölkerung, diverse Maroon-Communitys – Nachkommen der von den Plantagen geflohenen Sklav:innen, die im Dschungel überlebten –, chinesische, indische und javanische Bevölkerungsgruppen leben dort miteinander. Lange Zeit war Suriname auch ein ­Zuhause für eine größere jüdische Gemeinschaft. Für die Geschichte jüdischen Lebens in der Karibik ist Suriname daher von zentraler Bedeutung. Die Zahl jüdischer Bürger ist stark gesunken, aber die Spuren ihrer Geschichte erzählen weiter von einer vielschichtigen Vergangenheit.

Erste Ansiedlungen

Diese Geschichte beginnt im frühen 17. Jahrhundert mit der Ansiedlung ­erster Ankömmlinge portugiesisch-­jüdischer Abstammung, die vor der ­Verfolgung durch die Inquisition über Amsterdam oder Brasilien nach Suriname flohen und sich in der Nähe der damaligen Hauptstadt Torarica niederließen. 1652 kam eine zweite Gruppe europäischer Juden und Jüdinnen gemeinsam mit Lord Francis Willoughby, der die Gegend im Namen Groß­britanniens kolonisierte. Sie siedelten sich in der höherliegenden Gegend am Fluss Suriname rund um den Cassipora Creek an.

Viele dieser Juden und Jüdinnen waren beteiligt an der Plantagengesellschaft in der brasilianischen Region Pernambuco. Sie beziehungsweise ihr Wissen und ihr Kapital spielten eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des industriellen Zuckerrohranbaus und dessen Verarbeitung (unter Rückgriff auf Sklavenarbeit) in Suriname.

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