05.12.2024
Anders als in Amsterdam kürzlich kam es beim Gastspiel eines israelischen Sportclubs in Berlin zu keinerlei Hetzjagden

Basketball mit Polizeischutz

Am Donnerstag vergangener Woche spielte der Basketballverein Maccabi Tel Aviv in Berlin. Israelfeindliche Gruppen hatten vorher zu Störungen aufgerufen, dazu kam es jedoch kaum: Die Maccabi-Fans konnten ausgelassen einen klaren Sieg feiern.

Vor drei Wochen entdeckte eine aufmerksame Mitstreiterin der Zionist Antifa Berlin einen Flyer, der ein bevorstehendes Sportereignis in der Uber-Arena bewarb: das Spiel von Alba Berlin gegen Maccabi Tel Aviv im Rahmen der Euroleague im Basketball am 28. November.

Auf den ersten Blick schien es sich um gewöhnliche Werbung zu handeln, doch der Flyer wurde in den sozialen Medien von einem sich als propalästinensisch verstehenden Nutzer gepostet und der hatte zusätzlich zu den terminlichen Informationen eine Palästina-Flagge und ein Symbol einer Faust hinzugefügt. Unter dem Beitrag fanden sich Kommentare aus der antizionistischen Ecke, die unter anderem den Veranstaltungstag zum »Revolution Day« erklärten.

Palästina-Flagge, Faust-Symbol und »Revolution Day«

Das ließ bei der Genossin die Alarmglocken schrillen – vor allem angesichts der Hetzjagden, die sich jüngst in Amsterdam ereignet hatten, als dort der Fußballclub Maccabi Tel Aviv spielte. Als kurz darauf das Basketball-Team von Maccabi Tel Aviv in Bologna spielte, warnte der Nationale Sicherheitsrat Israels, das Spiel nicht zu besuchen, und falls doch, »israelische oder jüdische Symbole so weit wie möglich« zu vermeiden.

Die Genossin kontaktierte die Veranstaltungsleitung der Uber-Arena, wo das Spiel stattfinden sollte. Dort wurde ihr mitgeteilt, dass bereits mehrere Hinweise dieser Art eingegangen seien. Die Behörden betonten, dass bisher keine konkrete Gefahr festgestellt worden sei, dennoch würden die Ermittlungen fortgesetzt, um mögliche Störaktionen oder Bedrohungen rechtzeitig zu unterbinden. Im Bereich des Stadions wurde ein Messerverbot ausgesprochen. Eigenen Angaben zufolge führte die Polizei vor dem Spiel Gefährderansprachen durch.

Trotzdem war die Zionist Antifa vorsichtig und hatte für den Donnerstag vergangener Woche einen Treffpunkt vor dem Spiel ein paar Hundert Meter entfernt von der Uber-­Arena vereinbart, um in einer größeren Gruppe dort hinzugehen. Die ganze Anspannung verschwand dann allerdings, als man problemlos im Gästeblock der Arena angekommen war. Viele Gleichgesinnte in offensichtlicher Feierlaune machten reichlich Stimmung!

Es gab einige wenige Kleingruppen in den Blöcken der Alba-Fans, die ihre Kufiyas oder Palästina-Flaggen zeigten und das Übliche grölten, aber die wurden von den Alba-Fans selbst kritisch beäugt, ignoriert und schließlich vom Sicherheitspersonal zügig nach draußen begleitet. 

Rund 4.000 Alba-Fans waren da, aber auch 450 Maccabi-Fans – deutlich mehr als erhofft. Junge, Alte, ganze Familien, mit und ohne Kippa, alle hier vereint, um Maccabi lautstark und mit Is­rael-Fahnen zu feiern und zu unterstützen. Klar waren deutlich mehr Alba-Fans da und die waren teils auch lauter und hatten mehr Routine bei ihren Fangesängen, was aber der Stimmung in den Gästeblöcken keinen Abbruch tat.

Die Spieler auf dem Feld haben aber auch selbst einiges zur Feierlaune beigetragen. Maccabi Tel Aviv ist fünffacher Europapokalsieger und gehört zur Leistungsspitze in der ULEB (Union der europäischen Basketball-Ligen). Das merkte man: Von Anfang an gingen sie in Führung und waren Alba Berlin in allen Belangen überlegen. Geschwindigkeit, Strategie, geschlossene Verteidigung, Technik und Drei-Punkte-Würfe: Maccabi war einfach stark.

Aber natürlich spielt auch Alba nicht ohne Grund in dieser Liga. Zwischendurch holten sie gut auf, kamen Maccabi sogar gefährlich nahe. Aber eingeholt oder gar überholt haben sie nie, Maccabi führte an Punkten von Anfang an und durchgängig bis zum Schluss.

Das erste Match zwischen Alba und Maccabi, das Polizeischutz benötigte

Mit 85 zu 103 endete das Spiel mit einem klaren Sieg für Tel Aviv. Zu den befürchteten Zwischenfällen kam es nicht. Es gab zwar einige wenige Kleingruppen in den Blöcken der Alba-Fans, die ihre Kufiyas oder Palästina-Flaggen zeigten und das Übliche grölten, aber die wurden von den Alba-Fans selbst kritisch beäugt, ignoriert und schließlich vom Sicherheitspersonal zügig nach draußen begleitet. Die Alba-Fans zeigten sich sportlich, eine Politisierung ihres Sports wünschten sie sich offensichtlich nicht.

So störte sich auch niemand nach dem Spiel in und außerhalb der Arena an den Israel-Fahnen, auch in der Hinsicht gab es keine Zwischenfälle. Es war das 19. Spiel der beiden Teams gegeneinander seit 2009 – 17 gewann Maccabi – und das erste, das Polizeischutz benötigte; irgendwelche Vorfälle sind aus den vergangenen Matches nicht bekannt. Ganz offenbar hatten die in der Halle anwesenden Pöbler vor dem 7. Oktober nichts mit Basketball am Hut.

Sicherheitsvorkehrungen und großer Polizeieinsatz 

Von der Polizei hieß es, eine zweistellige Anzahl polizeibekannter Antizionisten habe sich nicht weit von der Arena im Friedrichshainer Simon-Dach-Kiez zusammengefunden. Aber als die Polizei anrückte, verstreuten sie sich und waren nicht mehr gesehen.

Das Gastspiel von Maccabi Tel Aviv in Berlin war vorher in Online-Kommentaren aus der antizionistischen Ecke zum »Revolution Day« erklärt worden.

Die Sicherheitsvorkehrung der Zionistischen Antifa funktionierte ­jedenfalls: Auch nach dem Spiel traf man sich in einer größeren Gruppe, um gemeinsam den Heimweg anzugehen. Die Feierei konnte problemlos auch außerhalb der Arena weitergehen.

So bot das Spiel die Gelegenheit, zu Maccabi Tel Aviv und Israel zu stehen und das Team ausgelassen zu feiern. Doch wahrscheinlich wäre das ohne die eigenen Sicherheitsvorkehrungen auf ganz unterschiedlichen Ebenen und den großen Polizeieinsatz kaum möglich gewesen.