Revisionismus von links
Antikapitalismus gegen Antifaschismus: eine Tradition
1935. Ein einziges Erfordernis – und zwar ein negatives – vereinte damals die ansonsten untereinander zerstrittenen Gruppierungen der extremen Linken mit der wütenden Gewalt verfeindeter Brüder: nur nicht in die Falle des Antifaschismus tappen; sich weigern, der einen kapitalistischen Herrschaft den Vorzug vor der benachbarten Macht zu geben; den Gegner nicht verwechseln und Hitler, diesen anderen Imperialisten, als absoluten Feind behandeln. Auf Anhieb würde man den ersten großen Bruch zwischen der extremen Linken und dem Stalinismus auf den deutsch-sowjetischen Pakt zurückführen. Tatsächlich geht die Spaltung auf ein anderes Abkommen zurück, das Stalin und Laval (Pierre Laval, sozialistischer Politiker, in den dreißiger Jahren zweimal französischer Premierminister; Anm. d. Red.) in Moskau geschlossen hatten und in dem beide Länder sich für einen Zeitraum von fünf Jahren verpflichteten, im Falle eines Angriffs wechselseitig Hilfe zu leisten. »Monsieur Stalin versteht und befürwortet Frankreichs Politik der nationalen Verteidigung voll und ganz, die darauf zielt, die Streitkräfte seinem Sicherheitsbedürfnis entsprechend bereitzuhalten.« Kurzum, der Skandal, der entscheidende Einschnitt bestand für die revolutionären Minderheiten nicht darin, dass Stalin 1939 einen Vertrag mit Hitler, sondern dass er vier Jahre zuvor einen Vertrag gegen ihn unterzeichnete. Dieses Abkommen führte zu »einer tiefgreifenden und nicht mehr rückgängig zu machenden Änderung der Strategie des westlichen Marxismus selbst: es war maßgeblich verantwortlich dafür, dass mit jener ›Arbeiter-Ideologie‹, die die Revolution nur von der direkten und autonomen Aktion des internationalen Proletariats erwartete, in Theorie und Praxis Schluss gemacht wurde« (Raxmond Abellio).
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