Jungle+ Artikel 21.11.2024
Der Kibbuz Kfar Aza ist noch immer vom 7. Oktober gezeichnet

Der Weizen wird wieder wachsen

Der Kibbuz Kfar Aza gehört zu jenen Orten in Israel, die am 7. Oktober 2023 besonders schwer von dem Terrorangriff der Hamas getroffen wurden. Über 60 Menschen wurden hier ermordet und zahlreiche Geiseln in den Gaza-Streifen entführt. Ein Besuch im September zeigt: Ein knappes Jahr danach ist die Zukunft des Kibbuz ungewiss.
Reportage

Ein wenig zu idyllisch erscheinen die kleinen Straßen Kfar Azas mit den umliegenden Getreidefeldern, den zwitschernden Vögeln und den hohen Bäumen, deren goldgelbe Blätter verraten, dass es auch in Israel Herbst geworden ist. Die hellen Häuser und ihre noch blühenden Gärten lassen erahnen, wie lebendig es in diesem zwei Kilometer von der Grenze zum Gaza-Streifen entfernten südisraelischen Kibbuz einst gewesen sein muss, bevor am 7. Oktober 2023 Hamas-Terroristen einfielen, über 60 Menschen ermordeten und über ein Dutzend in den Gaza-Streifen entführten. Als black sabbath wird dieser Samstag im Oktober 2023 in Israel auch bezeichnet.

Ein ehemaliger Kinderhort dient als provisorische Unterkunft für die wenigen Freiwilligen, die derzeit im Kibbuz arbeiten. Von dort aus blickt man auf eine pittoreske Kulisse: grüne Wiesen, blühende Limettenbäume und ein kleiner Basketballplatz. Das Gespenst einer anderen, solidarischen Gesellschaft, vom Arbeiten und Leben im Kollektiv, schwebt noch umher. Doch entfernt man sich nur wenige Schritte, vorbei an duftenden Rosmarinbüschen und an einem der vielen Luftschutzbunker, von denen es alle 20 Meter einen gibt, offenbart sich ein erschreckender Widerspruch zu diesen Eindrücken: ausgebrannte Häuser, zerschossene Fenster und überall Fotos der hier ermordeten oder in den Gaza-Streifen entführten Bewohner:innen.

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