COP-Killer
UN-Klimakonferenzen produzieren selten mehr als heiße Luft. Warum also die Veranstaltung nicht dazu nutzen, Gas zu verkaufen? So dachte wohl die Regierung des Gastgeberlands Aserbaidschan: Der Vorsitzende der diesjährigen UN-Klimakonferenz COP 29 in Baku, Elnur Soltanow, soll bereits vor der Konferenz versucht haben, die Gas- und Ölvorkommen des Landes zu bewerben, wie die BBC am Freitag voriger Woche berichtete. Soltanow ist außerdem stellvertretender Energieminister Aserbaidschans und Vorstandsmitglied der staatlichen Ölgesellschaft Socar.
»Wir haben viele Gasfelder, die erschlossen werden müssen«, sagte Soltanow einem vermeintlichen Investor während eines heimlich aufgezeichneten Videoanrufs vom 13. September, den die BBC ausschnittweise hochlud
»Wir haben viele Gasfelder, die erschlossen werden müssen«, sagte er einem vermeintlichen Investor während eines heimlich aufgezeichneten Videoanrufs vom 13. September, den die BBC ausschnittweise hochlud. Die COP 29 selbst begann erst am Montag vergangener Woche und dauert bis zum 22. November an. Der Mann am Telefon soll sich als Leiter einer Hongkonger Firma ausgegeben haben, die sich über ein Sponsoring der COP 29 eine Investmentmöglichkeit in die Socar erkaufen wollte. Tatsächlich aber rief er in verdeckter Mission für die Nichtregierungsorganisation Global Witness an.
Soltanow hatte nach Angaben der BBC während des Gesprächs zwar das Ziel der Konferenz, »die Klimakrise zu lösen«, nicht ganz vergessen – zeigte sich aber offen für Geschäfte mit Öl und Gas. So habe er neben »grünen Transformationsprojekten« auch die Möglichkeit nahegelegt, in die Gasproduktion samt neuer Pipeline-Infrastruktur zu investieren. Auf eine Bitte um Stellungnahme haben der BBC zufolge weder die aserbaidschanische COP-29-Veranstaltungsorganisation noch der Energiekonzern reagiert.
Aserbaidschan ist nicht das erste Gastgeberland, das seine Rolle auf dem Klimagipfel für Geschäfte mit Öl und Gas zu nutzen versucht: Zum Präsidenten der COP 28 im vergangenen Jahr ernannte das Gastgeberland, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), den Sultan von Dubai und Vorstandsvorsitzenden des staatlichen Ölkonzerns, Ahmed al-Jaber. Der Recherche der BBC zufolge hatten auch die VAE damals versucht, mit mindestens 15 Ländern auf der Konferenz, darunter auch Deutschland, neue Öl- und Gasabkommen zu schließen.