23.10.2024
Der russische Milliardär Sulejman Kerimow wird mit Blutrache bedroht

Ehre und Rache

Im Kampf um die Kontrolle über den Handelskonzern Wildberries soll der Tschetschenenführer Ramsan ­Kadyrow dem russisch-dagestanischen Milliardär Sulejman Kerimow mit Blutrache gedroht haben.

Ehrenbürger erster Klasse von Dagestan – ein echtes Markenzeichen. Selbst der 1966 im Süden der russischen Nordkaukasusrepublik geborene Milliardär Sulejman Kerimow musste lange auf die höchste Anerkennung seines Wirkens warten. Die Zeitschrift Forbes führt ihn mit einem Vermögen von über zehn Milliarden US-Dollar auf Platz zwölf der reichsten russischen Unternehmer. Seit drei Jahren repräsentiert er die Region im Föderationsrat, dem russischen Oberhaus.

Mit seinem Geld soll in Dagestan die höchste Moschee in ganz Russland gebaut werden, deren Minarette sich 88 Meter in den Himmel erheben würden. Damit überragten sie die Minarette in der Hauptstadt der Nachbarrepublik Tschetschenien um 25 Meter. Aber nicht einmal dieser gar nicht so unbedeutende Beweis seiner unendlichen Großzügigkeit verschaffte Kerimow die Ehrenbürgerwürde. Nein, der Anlass war weitaus archaischer: Ramsan ­Kadyrow hat angekündigt, an Kerimow Blutrache zu üben.

Wegen seiner Nähe zu Präsident Wladimir Putin fällt Sulejman Kerimow unter nach dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine verhängte westliche Sanktionen.

Es ist vielleicht kein allzu großes persönliches Verdienst, die Feindschaft des tyrannischen tschetschenischen Regionalfürsten auf sich zu ziehen, zumindest jedoch eine ernstzunehmende Angelegenheit. Kerimow und zwei Duma-Abgeordnete sollen Kadyrow nach dessen eigenen Worten »bestellt«, sprich seine Ermordung geplant haben.

Ob diese Anschuldigung aus der Luft gegriffen ist, sei dahingestellt. Dass der Milliardär jüngst Kadyrow in die Quere gekommen ist, muss aber als Tatsache gelten. Beide einflussreichen Männer hatten um die Kontrolle über den Handelskonzern Wildberries gebuhlt und Kerimow war der Sieger.

Stahlwerke, Kabelfernsehen, Düngemittelhersteller

Der studierte Ökonom hatte Ende der neunziger Jahre begonnen, in diverse russische Unternehmen zu investieren – von Stahlwerken über Kabelfernsehen bis hin zu Düngemittelherstellern –, später auch im Ausland. Wegen seiner Nähe zu Präsident Wladimir Putin fällt er unter nach dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine verhängte westliche Sanktionen.

Im gleichen Zeitraum begann seine politische Karriere. Mit großen Worten hält er sich lieber zurück, stattdessen macht er seinen Einfluss über sein Vermögen geltend. Um seinem guten Ruf in Dagestan gerecht zu werden, unterhält er den lokalen Fußballclub Anschi, schenkte der Republik den von ihm aufgekauften Flughafen in der Hauptstadt Machatschkala und tritt gerne als Philanthrop auf.