Krebsrisiko Arbeitsplatz
1981 erschien ein Buch des Investigativjournalisten Egmont R. Koch: »Krebswelt – Krankheit als Industrieprodukt«. Es zeigte auf, dass in der Arbeitswelt erhebliche Krebsrisiken zu finden sind: Asbestfaserstaub, Schwermetalle, Vinylchlorid, Azofarben und vieles mehr. In den achtziger Jahren gab es im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) Heidelberg noch ein Institut für Toxikologie und ein weiteres für Biochemie, wo in einer Abteilung für molekulare Toxikologie – in der auch der Autor des vorliegenden Artikels damals arbeitete – über industrielle Krebsursachen intensiv geforscht wurde: Nitrosamine, Chlorchemikalien, Dioxine, Pestizide, Weichmacher in Kunststoffen und Ähnliches waren die Themen.
Internationale Forschungsgruppen und die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC), eine Untergliederung der WHO, befassten sich in der Zeit mit vielen weiteren Stoffgruppen und Einflüssen, so auch mit Dieselabgasen, deren krebserzeugende Wirkung sich letztlich eindeutig belegen ließ. Es wurde immer klarer, dass sich in der Industriepolitik etwas grundlegend ändern müsste, um Krebsrisiken zu mindern. Man müsste auf bestimmte Stoffe oder Stoffgruppen verzichten oder sie restriktiver handhaben und dieselbetriebene Fahrzeuge am besten ganz verbieten.
Es wurden natürlich auch Risiken durch Tabakrauch und andere Lebensstileinflüsse erforscht. Unter Prävention von Krebserkrankungen verstand man, all diesen Einflüssen entgegenzutreten, um zumindest einen Teil der Krebserkrankungen – die vermeidbaren – zu verhüten.
Mit der Jahrtausendwende kam es jedoch zu einigen Veränderungen in der Gesundheitspolitik, zumindest in Deutschland. Im DKFZ und in anderen deutschen Forschungseinrichtungen geht man industriellen Risiken heutzutage kaum mehr nach. Sie werden gleichsam als unvermeidbar angesehen. Man konzentriert sich vor allem auf Einflüsse des Lebensstils: Rauchen, Trinken, Essen, Bewegung.
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