Eklige Geranien

Manchmal hat man einfach nichts zu erzählen. Nicht, weil auf der Welt nichts Berichtenswertes passiert wäre, sondern vielmehr, weil man absolut nichts erlebt hat. Beziehungsweise das Wochenende damit verbrachte, das Buch »War« von Bob Woodward zu ­lesen, sich dienstlich mit der Bundesliga zu beschäftigen, über Fake News nachzudenken und sich zu fragen, wie zur Hölle man auf die Idee kommen konnte, bunten Eyeliner zu kaufen.

Genauer: gelben, grünen und roten Eyeliner, wobei Letzterer immerhin gut zum Thema der Bundesligakolumne für diese andere Zeitung passte, in der es um Geranien ging, aber das war auch schon der einzige Lichtblick. Denn gelber (und auch grüner) Eyeliner sieht – wer hätte es gedacht – selbst fachgerecht appliziert nicht modisch extravagant, sondern bloß nach schwerer, wenn auch wahrscheinlich nicht todbringender Bindehautentzündung aus.

Kann natürlich auch sein, dass die gelb-grüne Schmiere super aussehen würde, wenn man nur ein anderes Leben führen würde, ­nämlich so eines mit roten Geranien an den Fenstern.

Nun könnte man einwenden, dass das an einem ereignisarmen Wochenende völlig egal sein müsste, aber auf so eine Idee kann nur jemand kommen, der keine Ahnung von der niederschmetternden Wirkung kosmetischer Fehlkäufe hat. Von denen es bislang jede Menge gab, angefangen vom Erwerb des ersten Nagellacks bei trügerischem Kunstlicht, das zur Wahl des völlig falschen Rottons führte, über grundsätzlich nach alter Pappe riechende Biocremes bis hin zu, nun, Eyelinern in Entzündungsfarben.

Kann natürlich auch sein, dass die gelb-grüne Schmiere super aussehen würde, wenn man nur ein anderes Leben führen würde, ­nämlich so eines mit roten Geranien an den Fenstern eines kleinstädtischen Einfamilienhauses. Oder wenn man nicht so viel über die Trump’schen Machenschaften gelesen und nachgedacht hätte, dass man von dem Mann Alpträume hatte.

Oder wenn nicht gleich drei Lieblingsvereine souverän am Ende der Bundesligatabelle dümpeln würden. Nein, es gibt nichts zu erzählen, was aber vielleicht ein Glück ist, denn während des aufreibenden Wochenendes auch noch was erlebt zu haben, wäre eindeutig zu viel gewesen. Jedenfalls: Hände weg von bunten Eyelinern. Und Geranien!