Jungle+ Artikel 17.10.2024
Das EU-Verbot für Kunststoffgranulat als Füllmaterial von Kunstrasenplätze trifft einige Länder erheblich

Vereister Kunstrasen

Das EU-Verbot von Kunststoffgranulat als ­Füllmaterial für Kunstrasenplätze trifft ­insbesondere die nordischen Länder. Dort spricht man von einer »Fußballkrise«.

»Die größte jemals dagewesene Fußballkrise« nannte Lise Klaveness, die Präsidentin des norwegischen Fußballverbands Norges Fotballforbund (NFF), das im Oktober beschlossene EU-weite Verbot von Kunststoffgranulat als Füllmaterial für Kunstrasen. Ab 2031 dürfen dann zum Beispiel keine recycelten Autoreifen mehr verwendet werden, die bislang hauptsächlich als Füllstoff dienten. Der Europäischen Chemiekalienagentur (ECHA) zufolge gelangen in der EU jedes Jahr 16 .000 Tonnen Mikroplastik durch die mit Kunststoffgranulat verfüllten Sportplätze in die Umwelt.

Dass ausgerechnet die Präsidentin des als sehr umweltbewusst geltenden NFF das Granulatverbot als Krise ansieht, liegt vor allem am nordeuropäischen Klima. In Schweden und Norwegen wird mit Rücksicht auf die Witterungsverhältnisse nur zwischen Ende März und Ende November gespielt. In Finnland beginnt die Saison noch etwas später und dauert von April/Mai bis Oktober. Ganzjähriger Trainingsbetrieb ist nur auf (beheiztem) Kunstrasen möglich, Gras- beziehungsweise Asche- und Hartplätze sind bei Eis, Schnee und Dauerregen unbenutzbar.

»Diese größte Fußballkrise im europäischen Breitensport Fußball betrifft die nordischen Länder ganz besonders stark.« Lise Klaveness, Präsidentin des norwegischen Fußballverbands

»Diese größte Fußballkrise im europäischen Breitensport Fußball betrifft die nordischen Länder ganz besonders stark«, meinte Lise Klaveness. »Hier ist der Amateurfußball besonders stark, und unsere Kultur und Politik sieht Fußball als etwas an, zu dem alle Zugang haben ­müssen.«

Auf 1.554 Kunstrasenplätzen wird das Material verwendet. Sie umweltfreundlich zu modifizieren, würde 7,4 Milliarden Kronen (umgerechnet 631 Millionen Euro) kosten. Zum Vergleich: In Deutschland, wo mehr als zehnmal so viele Menschen wie in Norwegen leben, gibt es 5.000 Kunstrasenplätze.

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