Alte Gewerkschaft, neue Hoffnung
Es ist schon viele Jahre her, da stellte man in Israel die scherzhafte Frage: »Hat eigentlich Israel die Histadrut oder hat die Histadrut Israel?« Ohne den 1920 in Haifa gegründeten »Allgemeinen Verband der Arbeiter im Lande Israel« wäre der jüdische Staat nicht der, der er ist. »Die Geschichte der Histadrut ist weltweit einzigartig«, sagt Gary Kaplan, Referent für internationale Beziehungen bei der Histadrut, im Gespräch mit der Jungle World. »Sie war die zentrale Instanz beim Aufbau des jüdischen Staats. Hier war gar nichts, es gab noch keine Wirtschaft oder Industrie, alles wurde vom Punkt null aufgebaut.«
Der Dachverband der Gewerkschaften in Israel betrieb einst die größte Krankenkasse des Landes, Versicherungen, diverse Genossenschaften, die Busgesellschaft Egged, Volksschulen, Krankenhäuser und eine Wohnungsbaugesellschaft. Die Histadrut war über viele Jahrzehnte ein multifunktionaler Betriebs- und Arbeitnehmerverband, Eigentümerin eines riesigen gemeinwirtschaftlichen Sektors und damit der zweitgrößte Arbeitgeber des Landes – eine Art Staat im Staate. »Das ist schon eine etwas komische Struktur, Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichzeitig«, sagt Kaplan.
»Ich hätte mir ein viel früheres und systematischeres Handeln der Gewerkschaften im Kampf um die Demokratie und die Geiseln gewünscht.« Anita Haviv-Horiner, israelische Publizistin
Noch kein Abonnement?
Um diesen Inhalt zu lesen, wird ein Online-Abo benötigt::