Grüner wird’s nicht
Man kann es schlicht als für manche Zwecke geeignetes Fortbewegungsmittel sehen. Aber es dient nicht selten zum Transport von Kindern und seine Besitzer:innen ertüchtigen sich körperlich, während sie den SUV-Ungetümen im Straßenverkehr trotzen. Das Lastenfahrrad könnte also eigentlich auch für ein robustes und wehrhaftes Deutschtum stehen, das den Willen zur Fortpflanzung noch nicht verloren hat, wie es sich die Rechten wünschen.
Die thüringische CDU warb mit dem Slogan »Grillen muss erlaubt bleiben«. Ein Verbot haben die Grünen nie gefordert, dennoch war klar, auf wen die trotzige Forderung zielte.
Stattdessen gilt es als Symbol für die verhassten Grünen. Die AfD warb mit »Simson statt Lastenfahrrad? Ja!«, aber auch der thüringische CDU-Kandidat Mario Voigt und sein Wahlkampfhelfer, der bayerische Ministerpräsident Markus Söder, ließen sich mit Mützen der Mopedfabrik Simson ablichten, die es bereits zu DDR-Zeiten gab und die nun offenbar als Symbol für ein besseres Deutschland gilt.
Zudem warb die thüringische CDU mit dem Slogan »Grillen muss erlaubt bleiben«. Ein Verbot haben die Grünen nie gefordert, doch war klar, auf wen die trotzige Forderung zielte. Man nimmt es mit den Fakten nicht so genau und appelliert an die gleichen Ressentiments, die auch die Rechtsextremen pflegen.
»Gefährlichste Partei im Bundestag«
Sahra Wagenknecht nannte die Grünen bereits 2022 »die gefährlichste Partei, die wir aktuell im Bundestag haben«. Nach der Landtagswahl in Brandenburg sagte der AfD-Bundesvorsitzende Tino Chrupalla, es sei gut, »dass die Grünen als gefährlichste Partei Deutschlands nicht mehr im Landtag sind«.
Söder, unzufrieden damit, dass Friedrich Merz, der Kanzlerkandidat der Union, eine Koalition mit den Grünen derzeit zwar ablehnt, aber so großmütig ist, ihnen noch eine Chance für eine Änderung ihrer Wirtschafts-, Innen- und Migrationspolitik zu geben, stellte am Montag klar: »Eine Koalition nach der Wahl geht nur einvernehmlich CDU, CSU. Die CSU kann die Grünen verhindern und wir werden es auch tun.«
Große informelle Koalition für den Kulturkampf gegen die Grünen
Es bildet sich somit eine große informelle Koalition für den Kulturkampf gegen die Grünen, dem sich nach einem möglichen vorzeitigen Ende der Ampelkoalition, spätestens aber im Wahlkampf des kommenden Jahres die FDP anschließen dürfte.
Die Politik der Grünen bietet dafür wenig Angriffsfläche und ihre Reaktion auf die Attacke signalisiert eher noch größere Anpassungsbereitschaft als den Willen zur Konfrontation. Doch mangels einer relevanten linken Partei oder Bewegung müssen sie offenbar als Feindbild für alles herhalten, was als unerwünschte Veränderung betrachtet wird, etwa die Abkehr vom Verbrennungsmotor.
Unklar bleibt, warum die CSU den Kulturkampf so strikt mit einer Absage an eine Koalition verbindet. Söder geht »davon aus, dass es eine Mehrheit geben wird, jenseits von Grünen und jenseits von BSW«.
Unklar bleibt allerdings, warum zumindest die CSU ohne Not den Kulturkampf so strikt mit einer Absage an eine Koalition verbindet. Söder geht »davon aus, dass es eine Mehrheit geben wird, jenseits von Grünen und jenseits von BSW«. Das Ziel dürfte eine »Deutschland-Koalition« mit SPD und FDP sein. Die Rechnung geht den derzeitigen Umfragen zufolge allerdings nicht auf, da die FDP es nicht über die Fünfprozenthürde schaffen würde – sie kommt nur auf vier Prozent. Dann blieben, sofern Union und SPD nicht doch gemeinsam eine absolute Mehrheit erreichen, nur die AfD oder das BSW als Koalitionspartner.