Amir Tibon erzählt in »Die Tore von Gaza« vom Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023

Nicht schutzlos

Der Überfall der Hamas auf das schlafende Israel am 7. Oktober 2023, erzählt aus der Sicht des im Kibbuz Nahal Oz lebenden »Haaretz«-Journalisten Amir Tibon

Als Amir Tibon im Herbst 2014 in den Kibbuz Nahal Oz zog, wähnte er sich in einer grünen Oase, geschützt von der israelischen Armee vor den Gefahren auf der anderen Seite des Sicherheitszauns zum Gaza-Streifen. Immer wieder wurden ihre Häuser mit Mörsergranaten beschossen, aber es gab einen Schutzraum, in dem sich Tibon, seine Frau und die beiden Töchter sicher fühlten. Am 7. Oktober 2023 war das anders.

Tibon berichtet von einem Friedensfest in Nahal Oz im August 1994, bei dem israelische Kinder mit den aus Gaza angereisten Kindern spielten. Es war die Zeit nach dem Oslo-Abkommen.

In seinem Buch »Die Tore von Gaza. Eine Geschichte von Terror, Tod, Überleben und Hoffnung« erzählt der für Haaretz tätige israelische Journalist Amir Tibon vom Überfall der Hamas auf das schlafende Land aus der Perspektive seiner Familie, die nicht zuletzt durch den besonderen Einsatz seines Vaters Noam, eines pensionierten Generals der israelischen Armee, gerettet wurde.

Er verbindet diese Schilderung mit der Geschichte des 1953 gegründeten Kibbuz. Tibon berichtet von einem Friedensfest in Nahal Oz im August 1994, bei dem israelische Kinder mit den aus Gaza angereisten Kindern spielten. Es war die Zeit nach dem Oslo-Abkommen.

Gefährliche politische und geographische Lage

»Träumer« ist das Kapitel über die Jahre 1992 bis 2007 überschrieben. Die Geschichtskapitel geben den Blick frei auf das große Ganze, auf die gefährliche politische und geographische Lage, in der sich das Leben nahe der Grenze zum Gaza-Streifen abspielte.

Das Buch basiert auf Tibons Erinnerungen sowie auf Interviews mit Bewohnern der Gemeinden, mit Politikern der israelischen Regierung, mit Experten für den israelisch-palästinensischen Konflikt sowie mit Soldaten und Polizisten, die an den Kämpfen des 7. Oktober beteiligt waren.

Hoffnung, wie sie im Untertitel des Buchs anklingt, setzt Tibon in politische Lösungen, aber auch in die entschlossene Verteidigung.


Buchcover Die Tore von Gaza

Amir Tibon: Die Tore von Gaza. Eine Geschichte von Terror, Tod, Überleben und Hoffnung. Aus dem Englischen von Ursula Kömen. Suhrkamp, Berlin 2024, 432 Seiten, 26 Euro