»Im Westen nichts Neues«, Deutschland-Fähnchen und Berliner Nässe

Die Regenschirme von Kreuzberg

Deutschland hat den Ersten Weltkrieg auch an der Oscar-Front verloren.
Das Medium Von

Draußen Regen, drinnen Sonntag, Sofa und Kuscheldecke. Und im Internet nationale Vorfreude auf den bevorstehenden Kantersieg von »Im Westen nichts Neues« bei den Oscars. Den man natürlich nicht ­gesehen hat, weil. Immerhin, es regnet. Was die Chance auf durch die Straßen ziehende Deutschland-Fähnchen-Wedler drastisch reduziert, gut, sehr viele dürften es ohnehin nicht sein, denn Oscars sind nun einmal kein Ersatz fürs Fußball-Weltmeister-Sein.

Der nachmittägliche Inspektionsspaziergang ergibt immerhin keinerlei zur Schau getragene Oscar-Fiebereien, was von Menschen in verschiedenen Durchnässungsgraden vielleicht auch ein bisschen zu viel verlangt wäre. Immerhin windet es nicht besonders, so dass man den Billigschirm auch wieder ganz mit nach Hause nehmen kann, was gut ist, denn um einen neuen zu erwerben, müsste man an einem der nächsten Regentage in den Billigschirmfachhandel alias Drogeriemarkt, der weit genug weg ist, dass man selbst bei mäßigen Schauern klatschnass dort ankommt.

Andererseits könnte man natürlich auch ein teureres Exemplar irgendwo bestellen, also eines, das nicht sofort beim ersten Windstoß beschließt, sich umzustülpen, und dazu auch noch sehr hübsch gemustert ist. Da­gegen spricht, dass solche Dingsies teuer sind, und außerdem Regenschirme jeglicher Preisklasse früher oder später sowieso ­irgendwo liegengelassen und dann etwas später von jemandem adoptiert werden.

Jedenfalls hat »Im Westen nichts Neues« gegen »Everything Everywhere All at Once« mit 4 zu 7 verliehenen Auszeichnungen verloren, was insbesondere dadurch noch schöner ist, dass »Everything Everywhere All at Once« der einzige für den Oscar nominierte Film war, den man gesehen hat. Ha!

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