Elly Schlein ist die neue Vorsitzende des italienischen Partito Democratico

Überraschung von links

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Elly Schlein hat ihre Chance genutzt: Mit ihrer Kandidatur für den Parteivorsitz des sozialdemokratischen Partito Democratico (PD) hat sie Italiens Linksliberale überrascht. Schlein, seit vorigem Herbst Parlamentsabgeordnete des PD, trat mit dem Versprechen an, die größte Oppositionspartei nach links zu führen. Der PD lässt über seine Führung nicht nur Parteimitglieder, sondern die gesamte Wählerschaft abstimmen; eine Million Wahlberechtigte kamen Ende Februar in die PD-Wahllokale. Schlein gewann die Abstimmung mit 54 Prozent der Stimmen gegen den parteiintern favorisierten Konkurrenten, Stefano Bonaccini. Am Sonntag soll sie offiziell zur neuen Vorsitzenden ernannt werden.

Schlein stellt sozialpolitische und ökologische Themen in den Vordergrund: Mindestlohn, Abschaffung prekärer Arbeitsverhältnisse, Klimaschutz. Außerdem kündigt sie eine harte Opposition gegen die rechte Regierung an. Die 37jährige versteht sich als feministischen Gegenentwurf zur acht Jahre älteren Giorgia Meloni. Während die rechtsextreme Ministerpräsidentin das Mütterliche, Christliche, Nationale betont, bekennt sich Schlein zu einer queeren, kosmopolitischen Lebensweise und vertritt eine laizistische Politik. Das schürt die Vorurteile der klerikalfaschistischen Rechten, Hassposts in den sozialen Medien mit stereotypen, oft antisemitischen Verleumdungen gegen »Elly Shlomo« häufen sich.

Elena Ethel »Elly« Schlein ist die Tochter eines US-amerikanischen Juden und einer italienischen Katholikin, im Tessin geboren, hat bis zum Abitur in der Schweiz gelebt und später in Bologna Jura studiert. Ihr politisches Engagement begann sie in den USA im Wahlkampfteam des späteren Präsidenten Barack Obama. Vor zehn Jahren hat sie die Kampagne »Occupy PD« mitgegründet. Der Versuch, durch den Parteieintritt von Linken dem neoliberalen Kurs der PD entgegenzuwirken, blieb ohne Erfolg. Als Abgeordnete des EU-Parlaments (2014–2019) und des Regionalrats der Emilia-Romagna (2020–2022) engagierte sich Schlein daher in Linksabspaltungen des PD. Nun will sie es als Parteivorsitzende noch einmal versuchen und den PD zum Zentrum einer »pluralen Linken« machen.