Homestory

Homestory #08/23

Homestory Von

Wenn Menschen umziehen, suchen sie normalerweise zunächst einmal eine neue Bleibe. Ist die gefunden, fängt man langsam ­damit an, die Kisten zu packen, die Wohnung zu entrümpeln, Freunde anzurufen und sie daran zu erinnern, dass sie einem noch einen Gefallen schuldig sind, damit sie beim Umzug helfen. Bei ihrer Lieblingszeitung ist das ein wenig anders. Für genau den Tag, an dem diese Ausgabe erscheint, ist einer der berühmt-berüchtigten Subbotniks anberaumt, bei dem nicht nur, wie sonst, einfach nur geputzt werden soll. Nein, der Plan ist, das Büro schon einmal so weit vorzubereiten, dass der Umzug, dessen Termin noch in den Sternen steht und dessen Ziel noch nicht bekannt ist, ein Kinderspiel wird.

Am Donnerstag Nachmittag werden sich die Redaktionsräume der Jungle World also auch in eine Art archäologische Ausgrabungsstätte verwandeln, in der es einiges zu heben geben wird: uralte Korrekturfahnen, die hinter Regale gerutscht sind, hoffentlich einige für den Notfall versteckte Flaschen Tubi, jener fast schon legendär zu  nennende israelische Schnaps, der in der Redaktion äußerst beliebt ist, oder der ein oder andere Interviewmitschnitt auf Kassette. Eine Kollegin ist schon längst fündig geworden: In einer Schublade fand sie Beautyprodukte, Partyaccessoires und Wechselkleidung und kombinierte mit dem Spürsinn einer Archäologin: Dieses Büro hat schon Spaß gesehen.

Ein anderer Kollege hofft schon auf einen ganz bestimmten Fund, nämlich alte Zigarettenschachteln, selbstverständlich inklusive ­Inhalt. Da mittlerweile einige Kollegen das Rauchen aufgeben, fällt der Ertrag der solidarischen Teilung des Fundes für die restlichen Raucherinnen und Raucher dann auch besser aus. Und wer weiß, vielleicht finden wir ja bei dem ganzen Gekrame ein Portal in der Wand, wie im Film »Being John Malkovich«, das uns bitte nicht in das Gehirn irgendeines – womöglich noch deutschen – Schauspielers katapultiert, sondern direkt in neue Redaktionsräume. Ganz verlassen darf man sich darauf aber nicht, also sind wir auf Sie angewiesen, liebe Leserinnen und Leser: Falls ihnen ein Büroraum in Berlin unterkommt, der gemütliche 100 Quadratmeter groß ist, lassen sie es uns gern wissen, am besten per Mail an verlag@jungle.world. Wer uns neue Räume vermittelt, bekommt Schnaps und Kippen!