Homestory

Homestory #06/23

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Diese Woche beschäftigte ein Jubiläum die deutschen Medien: Die AfD ist zehn Jahre alt geworden. Ganz zu Anfang galt sie noch als ordoliberale Professorenpartei, wohl nur wenige haben geahnt, was aus ihr mal werden würde. In der Jungle World las man damals im Jahr 2013 von »Luckes Bemühungen, seiner Partei ein seriöses bürgerliches Image zu geben und jeden Ruch des Extremismus zu vermeiden«. Etwas weiter ging die Einschätzung in einem Artikel aus demselben Jahr, der sich über Kleinstparteien lustig machte: »Die ›eurokritische‹ Partei versucht, sich mit akademischem Habitus jenen anzubieten, die zwar die Ressentiments mit der NPD gemeinsam haben, sich aber von deren Proll-Image abgeschreckt fühlen.« Das war damals vielleicht noch nicht ganz von der Realität gedeckt, aus heutiger Sicht trifft es aber ziemlich ins Schwarze. Belegt wurde die Einschätzung durch den Hinweis auf einen Tumblr-Blog. Dort werde dokumentiert, »dass sich die Sympathisanten auf Facebook in Duktus und Orthographie nicht von den Kommentatoren eines x-beliebigen Naziforums unterscheiden lassen«. Facebook-Kommentare von AfD-Anhängern – ein damals vielleicht nebensächlich scheinendes Detail, das aber offensichtlich zeigte, wohin die Reise gehen würde.

Im darauffolgenden Jahr bestritt die AfD ihre ersten Landtagswahlkämpfe. In der Jungle World wurde zu dem Anlass auf den »­Widerspruch zwischen rechter Ideologie und liberaler Außen­darstellung« und das »Hin und Her zwischen bürgerlich-liberalem Anschein und rechtsnationaler Propaganda« hingewiesen. In Thüringen trat damals schon Björn Höcke als Spitzenkandidat an. Dass derselbe Höcke ein Jahrzehnt später noch den letzten Rest bürgerlich-liberalen Anscheins abgelegt hat und dennoch blendend im Geschäft ist – ja mit seiner Thüringer AfD, die in Sachen Rechtsextremismus längst alle Hüllen hat fallen lassen, in Umfragen zu Landtagswahlen sogar regelmäßig stärkste Partei ist –, das hätten sich damals wohl nur wenige ausgemalt.

Böse Überraschungen hat es seitdem ja einige gegeben – Trump, Corona, Russlands Überfall auf die Ukraine: Die Liste ließe sich fortführen. Man kommt kaum umhin, sich zu fragen, was denn als Nächstes ansteht. Die New York Times warnte vergangene Woche: »Eine noch tödlichere Pandemie könnte bald hier sein« – gemeint war die grassierende Vogelgrippe, die immer mehr zu Besorgnis Anlass gibt. Recht dystopisch klingt jedenfalls folgendes Detail: Weil die meisten Vogelgrippe-Impfstoffe mit Hilfe von Hühnereiern hergestellt werden, halte »die US-Regierung Hunderttausende Hühner in geheimen, bewachten Hühnerfarmen«.