Die Grünen stehen wie keine andere Partei für die kapitalistische Rationalität

Profis für Deutschland

Als im Klimaschutz kompetenteste und ambitionierteste Partei sind die Grünen nunmehr die Repräsentant:innen der kapitalistischen Rationalität – kommt es zur Krise, hat jedoch die ungestörte Industrie­produktion Vorrang.

Zu den guten Vorsätzen, die man für das neue Jahr fasst, kann auch gehören, mehr für den Klimaschutz zu tun. Sollten Sie sich wegen Ihres Fleischkonsums oder des Urlaubsflugs gegrämt und zum Verzicht entschlossen haben, ist es aber gar nicht so schlimm, wenn Sie nicht durchhalten. Denn »die derzeitigen Emissionsniveaus der ärmeren Hälfte der Bevölkerung in den USA, dem Vereinigten Königreich, Deutschland oder Frankreich sind den Pro-Kopf-Klimazielen für 2030 nahe«, stellte 2021 Lucas Chancel für das World Inequality Lab der Paris School of ­Economics fest. Sofern Sie weniger als 40 000 Euro im Jahr verdienen und über kein bedeutendes Vermögen verfügen, haben Sie es also fast schon ­geschafft. Herzlichen Glückwunsch!

An der Klimakrise ändert das allerdings nichts. Man kann sich natürlich vornehmen, etwas anderes für den Klimaschutz zu tun. Chancels Rat, dass die Anstrengungen »sich vor allem auf die Emissionsreduktion der oberen Hälfte der Bevölkerung und insbesondere der obersten zehn Prozent konzentrieren« sollten, ist nur bedingt hilfreich, da dies unmittelbar kaum möglich ist, ohne mit dem Strafrecht in Konflikt zu kommen. Eine Massenbewegung für den Klimaschutz gibt es nicht, und die »Letzte Generation«, zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung die radikalste Fraktion der Klimabe­wegung, gefällt sich in der Selbstinfantilisierung. Sie gibt sich bockig, aber klagt in treu ergebener Staatsgläubigkeit die Politiker:innen an: Ihr habt es doch versprochen!

Der technologische Wandel hat in der Geschichte des Kapitalismus immer wieder zu Pleitewellen geführt, etwa zum Niedergang der Kerzenindustrie durch die elek­trische Beleuchtung.

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