Der Kolumnist testet ein Thermophor in trendiger Optik

Clever wie ein Zugluftdackel

Perfekten Genuss erleben. Die neue Wärmflasche irritiert durch ihre Effizienz.
Perfekten Genuss erleben Von

Viel geht es derzeit um häusliche Wärme, gerade und besonders in Abwesenheit der sozialen. Die ethische Forderung nach allgemeiner Energieeinsparung schafft eine ­Konjunktur bewährter Hausmittel: Tipps, die Fenster mit Handtüchern, Alufolie oder Bauschaum zu isolieren, machen die Runde; der gute alte Zugluftdackel kommt vom Dachboden gekrochen, lange Unterwäsche erlebt Absatz- und Schwitzwasserrekorde. Hinter vorgehaltener Hand flüstern Kenner:innen von den sehr guten Kosten-Wärme-Relationen der guten alten Heizdecke; zu erwarten steht, dass das einstige Seniorenutensil bald schon nicht mehr nur bei Kaffeefahrten verscherbelt wird, sondern, entsprechend aufgehipstert und im Etsy-Shop zur individuellen Handarbeit veredelt, Accessoire ­jedes bewusst lebenden Haushalts wird.

Auch ich habe mich angesichts der Energiepreise in die vielfältigen Möglichkeiten vertieft, mein persönliches Verbrauchsprofil abzuflachen. Wichtigste Anschaffung war dabei eine brandneue Wärmflasche der Firma Fashy, nach eigener Auskunft ein »Bademoden & Wärmeexperte«, die ihre schon etwas in die Jahre gekommene Vorgängerin derselben Marke ablösen sollte. Die alte Fashy-Flasche war knallrot und bestand aus Kunststoff, hatte also noch viel von der Seniorenästhetik; ihre Nachfolgerin lockte hingegen mit einem schnieken Stoffbesatz, war von einem kleinen Kissen fast gar nicht zu unterscheiden und passte auch sonst viel besser in meinen stark trend­orientierten Haushalt.

Nach mehrwöchigen Testreihen musste ich ernüchtert feststellen: Die neue Flasche kühlt viel schneller aus! War die rote am Morgen noch mollig warm, war die Stoffflasche bereits gegen vier Uhr morgens am Ende. Ich kann es mir nicht erklären: Es handelt sich um dieselbe Marke, auch das Fabrikat ist zumindest äußerlich das gleiche geblieben, nur der Zusatz »Made in Germany« fehlt bei dem neuen Produkt.

Dann entsann ich mich einer anderen Möglichkeit: Es ist kein Bug, sondern ein Feature! Die neue Wärmflasche gibt ihre Wärme in exakt der Zeit ab, die es braucht! Kein Joule wird an den nachfolgenden Vormittag verschwendet, alle Hitze ist streng der Nacht zugedacht, und Putin hat das Nachsehen. Für dieses geradezu geniale Energiespar-Tool gebe ich 5 von 5 Krisen-Sternen.

An dieser Stelle schreibt Leo ­Fischer über seine persönlichen Erfahrungen in der Welt des ­Konsums. Seine Erlebnisse und Meinungsäußerungen erheben keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit.