Ignazio Benito Maria La Russa, der neue Senatspräsident Italiens, ist ein altgedienter Rechtsextremer

Der nostalgische Faschist

Porträt Von

Wenige Tage vor dem 100. Jahrestag der Machtübernahme durch die faschistische Bewegung von Benito Mussolini, dem sogenannten »Marsch auf Rom«, hat der neu konstituierte italienische Senat vergangene Woche Ignazio Benito Maria La Russa zum Präsidenten der zweiten italienischen Parlamentskammer gewählt. Auf seinen zweiten Vornamen ist der 1947 ­Geborene so stolz wie auf seine Privatsammlung von Büsten des Duce und anderen nostalgischen Accessoires. Sein Nachname steht für eine faschistische Familiendynastie: Vater Antonio war Funktionär der Faschistischen Partei in Sizilien und nach dem Krieg Senator für die Nachfolgeorganisation, den Movimento Sociale Italiano (MSI). Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Romano führte Ignazio in den siebziger Jahren in Mailand die Familientradition fort: Beide gehören zu den ­Protagonisten des Fronte della Gioventù, der Jugendorganisation des MSI. Ignazio verdient sich in den Straßenkämpfen der »bleiernen Jahre« den Spitznamen »La Rissa« (in etwa: Der Schläger). Bis heute pflegt er die Nähe zu neofaschistischen Bewegungen wie der Casa Pound. Parteipolitisch trug La Russa in den neunziger Jahren die »Läuterung« des MSI zur postfaschistischen Alleanza Nazionale (AN) mit und 2009 auch deren Aufgehen in der von Silvio Ber­lusconi geführten rechten Einheitspartei Popolo della Libertà (PdL).

Der Opportunismus zahlte sich aus: Von 2008 bis 2011 war er Verteidigungsminister. Seine Amtszeit prägten aggressive Polemiken gegen politische Gegner und Fußtritte gegen Journalisten, die Fragen stellten, die ihm nicht gefielen. Mit seiner kratzig-rauen Stimme hat er einen Auftritt als Synchronsprecher in der Zeichentrickserie The Simpsons. Doch zum Lachen ist La Russa nie. Wiederholt zeigt er in der Öffentlichkeit den faschistischen Gruß, im Parlament verteidigt er den erhobenen Arm als freie »Geste« und Meinungsäußerung. Vor zehn Jahren gehörte er zu den Initiatoren der postfaschistischen Fratelli d’Italia, die mit der Parteigründung die faschistische Flamme neu entfachten – das Flammenbanner ist seit 1946 das wichtigste Symbol der extremen italienischen Rechten, die Fratelli-Vorsitzende Giorgia Meloni bestand im jüngsten Wahlkampf darauf, es weiter im Parteienemblem zu führen. Vorige Woche dankten La Russas Kameradinnen und Kameraden ihm für sein antiantifaschistisches Lebenswerk mit der Wahl in das zweithöchste italienische Staatsamt.