Jungle+ Artikel 29.09.2022
Imprint: Aus dem Nachwort der Übersetzerin und Herausgeberin

Schöne neue Welt?

Rose Macaulays 1918 erschienener Roman »What Not. A Prophetic Comedy« gilt manchen als Vorläufer von Aldous Huxleys »Schöne neue Welt«. Aus dem Nachwort.
Imprint

Als Rose Macaulay »Was nicht alles. Eine prophetische Komödie« schrieb, war der Erste Weltkrieg noch im Gange; die Soldaten starben weiterhin in großer Zahl an der Front, die Zi­vilbevölkerung war zermürbt von den Strapazen, die der Krieg auch für sie mit sich brachte: die Sorge und Ungewissheit um die eingezogenen Freunde, Brüder und Söhne, die Luftangriffe, der Hunger, die Teuerung und Lebensmittelrationierung. Über dem Roman liegt, bei aller Komik und ironischen Distanziertheit, der dunkle Schatten des Krieges, von dem bereits Macaulays vorhergehendes Werk »Non-Combatants and Others« geprägt war – der Krieg ist sogar die unmittelbare Ursache für das bizarre Unternehmen der Regierung, die Bevölkerung klüger machen zu wollen. Die Welt im Roman ist insofern utopisch, als dass sie den Zustand nach dem (gewonnenen) Krieg ausmalt, gleichzeitig ist es eine Welt, die den Krieg keinesfalls überwunden hat. Die Bevölkerung, insbesondere deren männlicher Teil, ist traumatisiert und verstört oder hat mehr oder weniger wirksame Strategien gefunden, um mit den erlebten Traumata umzugehen. Der staatliche Autoritarismus, von dem die Kriegsjahre innenpolitisch gezeichnet waren, die Zensur und die staatlichen Sonderbefugnisse auf Grundlage des »Defence of the Realm Act« (DORA), sie werden im Roman mit dem Ende des Krieges nicht aufgegeben, sondern sogar noch weiter getrieben.

Über dem Roman liegt, bei aller Komik und ironischen Distanziertheit, der dunkle Schatten des Krieges, von dem bereits Macaulays vorhergehendes Werk »Non-Combatants and Others« geprägt war.

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