Imprint über jüdische und Frauenemanzipation im deutschen Kaiserreich

Zionistinnen

Pünktlich zum »Internationalen Frauenkongress« gründete sich 1904 im Deutschen Kaiserreich der Jüdische Frauenbund. Die Historikerin und Soziologin Tine Bovermann beschäftigt sich in ihrem Buch »Zionistinnen« auch mit den Debatten, die deutsche Jüdinnen und Juden im Anschluss daran über die »Frauenfrage« führten – und wie dabei auch der Zusammenhang zwischen Frauenemanzipation und Zionismus diskutiert wurde.
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Frauenfrage, Judenfrage und Engagement: Emanzipation aus zionistischer Perspektive
Die Verhandlung der ›Frauenfrage‹ weckte bei den zionistischen Wortführern Assoziationen zur jüdischen Emanzipation. Aus zionistischer Perspektive erschienen die Frauenbewegungen der zionistischen Be­wegung in gewisser Weise ähnlich: »Wir sehen in ihm (dem »Internati­onalen Frauenkongress«, T. B.) einen Freiheitskampf und deshalb etwas Verwandtes zu unserem Zionismus«, so der Chefredakteur und Heraus­geber der Jüdischen Rundschau, Heinrich Loewe, der mit Blick auf den ­angekündigten »Internationalen Frauenkongress« weiter ausführte: »Aber etwas ganz anderes ist es, das das besondere jüdische Interesse an dem Frauenkongress fesselt. Es ist eine gewisse Aehnlichkeit in dem historischen Geschick der Frauen und dem der jüdischen Nation, das nicht nur im jüdischen Volke gewisse weibliche Charakterzüge entwickelt hat, sondern das zu einem Vergleiche auch des Freiheitskampfes auffordert, den beide zu führen und zum Teil auch schon begonnen haben.«

Nach Heinrich Loewe bot sowohl das historische Schicksal der beiden diskriminierten Gruppen »Frauen« und »Juden« einen Vergleich an als auch der jeweilige Kampf um ihre Rechte. Diese Kämpfe, so führte Loewe weiter aus, wurden im gesellschaftlichen Kontext als Emanzipation bezeichnet, welche er als »Befreiung von der Bevormundung des einzelnen« begriff. Emanzipation in diesem Sinne hatte für den Zionisten Loewe einen schalen Beigeschmack, weil es sich dabei aus seiner Sicht um nichts selbstständig Errungenes handelte, sondern lediglich eine Wiedergutmachung des erfahrenen Unrechts darstellte.

Der Vergleich der Emanzipation der Juden mit der der Frauen musste zu der Erkenntnis führen, dass auch Letztere weder dem Gesetz nach noch gesellschaftlich vollzogen war.

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