Das Medium: Wallross Freya wurde getötet

Tod im Fjord

Ob Freya Menschen gebissen oder zu fressen versucht hätte, wird man nun niemals erfahren.
Kolumne Von

Pünktlich zum Ende der norwegischen Schul­ferien wurde Freya getötet. Die ­zuständige Behörde, das norwegische Fischereidirek­torat, hatte zunächst ­mehrere Möglichkeiten in Betracht gezogen, was man mit dem verirrten Walross machen könnte. Das Tier einfach weiter im Oslofjord herumschwimmen zu lassen, war nicht in Frage gekommen, wie Fischereichef Frank Bakke-Jen­­sen erklärte. Denn obwohl immer wieder darum gebeten worden war, Freya in Ruhe zu lassen, war sie zu einer Sommerattraktion geworden, der man für Erinnerungsfotos kleine Kinder hinhielt, der man hinterherschwamm oder die man mit Steinen bewarf, wozu Erwachsene ihren Nachwuchs sogar ermunterten.

Ob Freya Menschen gebissen oder zu fressen versucht hätte, wird man nun niemals erfahren, die Chancen standen aber recht gut, schließlich hatte sie sich schon mehrmals ziemlich aggressiv nichtsahnenden Schwimmern genähert, die ihr nicht immer mühelos entkommen konnten. Sich den am dichtesten besiedeldten und meistbefahrenen Fjord des Landes als neues Refugium auszusuchen, war keine gute Idee, andererseits, woher soll ein Walross das auch wissen?

Und so wäre die gerechteste Lösung gewesen, Freya woanders hinzubringen, in die Nähe der Lofoten beispielsweise, aber das wäre teuer und für das Tier lebensgefährlich gewesen, denn Walrosse flugtauglich zu betäuben, ist ziemlich schwierig, zumal niemand auch nur eine ungefähre Ahnung vom Gesundheitszustand des Tiers hatte.

Dass Freya bei der Hunderttausende kostenden Rettung stirbt, wäre nun wirklich ausgesprochen blöd gewesen. Nun muss also ein neues possierliches Sommertier gesucht werden. Allerdings enden die Geschichten solcher Unterhaltungsviecher sehr oft nicht gut, und außerdem ist der Sommer ja ohnehin bald zu Ende, und vermutlich sind alle schon bald mit Energiekrise und Pandemie so sehr ausgelastet, dass keine Zeit mehr für neue Freyas bleibt.