Homestory

Homestory #32

Homestory Von

Ächz, was für eine Hitze! Ein Elend für Mensch und Natur. Nicht einmal der Po, Italiens längster Fluss, kann sich so recht entscheiden, ob er noch ein stolzer Strom oder schon ein trübes Rinnsal ist. Ganz ähnlich ist es bei jenen Kreaturen, die gemeinhin unter die Kategorie homo sapiens fallen. Keine Spur mehr von Vernunft, Verstand, Weisheit oder was auch immer sapiens ausdrücken soll. Schwere mentale Verluste gibt es auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Ihrer Lieblingszeitung. Die grauen Zellen kochen, die für die appetitliche Zubereitung der Seiten unmittelbar erforderlichen brisanten Ideen und kritischen Gedanken schwappen zähflüssig durch die Hirnschale, die Koordination der Finger auf der Tastatur ist wegen chronischer Überhitzung der Nervenbahnen fast unmöglich. Kommunikation? Ach was, hold my beer! Selbst der angesichts der schwachsinnigen Verhältnisse in der waren- und hitzeproduzierenden Gesellschaft überlebensnotwendige Vorrat an Ironie und Zynismus wird knapp.

Dabei steht die Lösung in den heiligen Hallen der Redaktion, vergessen in einer Ecke. Quadratisch, praktisch, gut – das kleine, aber feine Klimagerät, das auf den Namen 7 000 Btu/h/2.0 kW hört. Pardon (ächz, diese Hitze!), das ist nicht der Name, sondern bezeichnet die Kühlleistung und lässt auf den Energieverbrauch rückschließen. Und das ist der Haken bei dieser Lösung, wie alle wissen, die schon einmal ihre für die Reproduktion der Arbeitskraft unabdingbaren Ferien in einem Krisengebiet im Süden verbracht haben. Wenn sich die Temperatur bei 50 Grad Celsius im Schatten einpendelt, hilft nur die gute alte Klimaanlage. Die massenweise angeworfenen kleinen Stromfresser sorgen dann dafür, dass das lokale Stromnetz wegen Überlastung zusammenbricht. Ein Blackout nicht nur mentaler Art ist die unmittelbare Folge, was der Produktivität von Menschen und Maschinen enge Grenzen setzt.

Eine andere, echt alternative Lösung peilt Ihre Lieblingszeitung an: Auf geht’s in den kühlen Norden! Auf nach Riga, irgendwo auf halbem Weg von hier zum Nordpol. Dort lässt sich, ganz entspannt mit kühlem Kopf, die alljährliche Auslandsausgabe fabrizieren, mit bahnbrechenden Recherchen ganz ohne überflüssiges Schweißvergießen. Hoppla, da sind die Höchsttemperaturen gerade auch schon 30 Grad?